07.07.2023
Fotos und Eindrücke der Hotel-Legende am Zeller See: Wellness, Sommerfrische, Spitzenkulinarik und gelebtes Gastgebertum.
“Was möchten Sie trinken?” Die 93-jährige Hotelbesitzerin Gisela Holleis bewirtet sogar ihren eigenen Küchenchef Stefan Reiter, der sich zu unserem Gespräch dazu gesellt. Die Grande Dame von Zell am See ist die personifizierte Gastfreundschaft. Seit 56 Jahren kümmert sie sich im Salzburgerhof nicht nur um ihre Hotelgäste, sondern auch um ihre Mitarbeiter. Im Gespräch mit Gault&Millau erinnert sie sich an die Anfänge im Jahr 1967, als sie zusammen mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann den Salzburgerhof in Zell am See baute. Der Ort, der heute international bekanntes Aushängeschild für alpinen Tourismus ist, war damals noch eine beschauliche Gemeinde ohne Luxushotels. “Wir waren das erste Haus mit Bad und Dusche,” erinnert sich Frau Holleis. Der Installateur, der damals die sanitären Anlagen errichtete, war von dieser Innovation nicht besonders überzeugt: “Glaubst rechnet sich das?”
Über ein halbes Jahrhundert ist seitdem vergangen und der Salzburgerhof ist Stück für Stück zu einem der schönsten Hotels des Landes geworden, heute als Fünf-Sterne-Hotel Superior kategorisiert. Offenbar hat es sich gerechnet. Wenn auch niemand damit rechnen konnte, was da noch alles kommt. “Der Aufbau war die schönste Zeit”, erzählt die erfahrene Hotelière. “Ein großes Miteinander ohne Neidgefühle.” Zusammen mit Ehemann Wilhelm (1925-2020) waren sie das ideale Gespann für die Entwicklung eines Hotels dieses Formats. Herr Holleis war Bauingenieur und treibende Kraft hinter den Erweiterungen und Umbauten. Frau Holleis stets herzliche Gastgeberin und Gastronomin aus Leidenschaft. Eine wahre Pionierleistung war der Bau des Wellness-Schlössls im Jahr 2000, das bis heute als Benchmark gilt.
Ein besonderes Highlight ist der Sole Dome. Eine erfahrene und in Österreich einzige Aqua-Balancerin lockert den Körper mit sanften Stretch- und Dehnübungen. Nach dem individuellen oder geführten Floating zeigt sich die Kraft der Sole auch in der Drachengrotte als Balsam für die Bronchien. Ionisierter Sauerstoff und vernebelte Sole öffnen und reinigen die Atemwege und vitalisieren die Körperzellen.
Im Sommer genießen die Gäste die großzügige Pool-Landschaft sowie das erfrischende Schwimmbiotop samt Wasserfall am Hotelgelände im Zentrum von Zell am See. Zum herrlichen Zeller See sind es auch nur ein paar Schritte. Gisela Holleis kennt jeden Winkel des Hotels, ist täglich von früh bis spät präsent und geht die Treppen immer noch zu Fuß. Der prachtvolle Garten mit einem Meer aus Pflanzen und Blumen ist ihr erklärter Lieblingsplatz. Auf die aktuelle Mitarbeiter-Situation angesprochen seufzt Frau Holleis und erzählt von der Loyalität der Angestellten, wie sie früher einmal war:
“Früher betrachteten die Mitarbeiter das Haus noch als IHR Hotel und waren entsprechend stolz darauf. Manche Kollegen arbeiteten 50 Jahre im Haus, die waren wie Familienmitglieder.”
Gisela Holleis
Einer der längstgedienten Mitarbeiter war Restaurantleiter und Sommelier Günther Rettenbacher, der zwar schon in Pension ist, aber noch regelmäßig aushilft. Seine Wein-Leidenschaft ist so stark ausgeprägt, dass er sogar selbst ein Weingut in der Wachau aufgebaut hat. Zum sensationellen Rehrücken von Stefan Reiter zaubert er einen perfekt gereiften Blaufränkisch Point 2011 von Andreas Kollwentz aus dem Ärmel und erzählt, dass er das Weingut eben verkauft hat. Das schier Unglaubliche an dieser Geschichte ist, dass er es nicht nur einem Salzburger Landsmann weiter gegeben hat – dieser trägt sogar den gleichen Namen, inklusive Vornamen: Günther Rettenbacher. Die Herren Rettenbacher sind nicht verwandt, es handelt sich um einen kuriosen Zufall. Der neue Weingarten-Besitzer stammt aus einer Salzburger Wirtshausfamilie und war 20 Jahre lang im Weingeschäft aktiv. Nach Tätigkeiten für Weingüter in Spanien, Österreich und zuletzt in Südafrika keltert er nun seine eigenen Weine bei Weißenkirchen.
Von Personalknappheit oder mangelnder Professionalität ist im Hotel nichts zu merken. Küchenchef Stefan Reiter zaubert mit seinem 14-köpfigen Team jeden Tag ein Halbpensions-Menü, das selbst kritische Gourmets überrascht. Der Herdvirtuose hat im berühmten Weißen Rössl am Wolfgangsee gelernt und zahlreiche anerkannte Stationen in Deutschland absolviert. Von 2008 bis 2012 war er bereits als Souschef im Haus, seit Ende 2014 leitet er die Küche selbst und ist für seine eindrucksvolle À la Carte-Performance mit stolzen drei Hauben dekoriert. Das Serviceteam agiert aufmerksam und hochprofessionell, die Weinkarte stellt eine mehr als verführerische Lektüre dar.
Auch wenn einem der Eindruck vermittelt wird, dass im Salzburgerhof die Zeit, im besten Sinne, stehen geblieben ist – der Eindruck trügt. Im Hintergrund wird weiter gebaut und investiert, vor allem in nachhaltige Energiegewinnung mit Wärmepumpen und Photovoltaik. Die Energiekosten sind schließlich die wohl brennendste Problematik der Wellness-Hotellerie. Aber auch in den Zimmer-Komfort wird laufend investiert, aktuell sind sieben hochwertige Suiten im Entstehen.
Der Salzburgerhof ist ein Gesamtkunstwerk, das mit seiner Geschichte und der gewachsenen Infrastruktur weltweit einzigartig ist. Familiengeführte Hotellerie wie diese ist der große Trumpf des heimischen Tourismus. Gastgeberin Gisela Holleis ist die Seele des Hauses und großes Vorbild für gelebte Gastfreundschaft.
von Bernhard Degen
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