26.02.2024
Eine hochkarätig besetzte Jury nahm sich dem beliebtesten Tiefkühlprodukt der Österreicher*innen an und kürte einen eindeutigen Sieger.
"Wenn Tiefkühlpizzen für Österreicher die wichtigste Alltagsversorgung sind, dann sind wir sicher nicht so überheblich, dass wir das Thema ignorieren." Gault&Millau-Herausgeber Karl Hohenlohe erklärt, warum der Gourmet-Verlag sich des vermeintlich trivialen Themas annimmt. Wie zentral Tiefkühlpizzen in heimischen Haushalten präsent sind, zeigt der Umstand, dass der Pizzapreis sogar als Maßeinheit für die Teuerung hergenommen wird. Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union, belegte erst unlängst, dass Österreich bei der sogenannten Pizzaflation im Jahresvergleich mit 9,5 Prozent nicht nur deutlich über dem EU-Schnitt (5,9 Prozent), sondern auch über der allgemeinen Inflation (7,8 Prozent) lag. Dem Gourmet-Team von Gault&Millau geht es aber nicht um Preissteigerungen, sondern um die Frage, wie viel Genuss in einer Tiefkühlpizza stecken kann.
Um diese Frage zu beantworten, luden Martina und Karl Hohenlohe, die Herausgeber von Gault&Millau Österreich, kundige Expert*innen in Pizzafragen ein. Angeführt wurde die Jury neben dem Gault&Millau-Team von Fünf-Hauben-Koch Konstantin Filippou, der u. a. von Luca Miliffi unterstützt wurde, der beste italienische Zutaten nach Österreich importiert (Cibus Italy). Mit dabei waren außerdem Verena Piontek und Hedi Zinöcker von der Pizzeria Disco Volante, die “Pizza-Bros” Tizian Thamerus und Serge Bensa-Cruz, Alessandro d'Ambrosio von den Riva-Pizzerien und Stefano Trabison, Experte für Campari-Drinks und italienische Lebenskultur.
Um optimale Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden nur Margheritas aus heimischen Supermärkten (Billa, Spar) bzw. bei gurkerl.at anonym eingekauft. Die Margherita gilt als die Mutter aller Pizzen und besteht lediglich aus dem Teig, Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Entsprechend viel Gewicht kommt der Qualität der einzelnen Zutaten zu. Frischer Basilikum wird tiefgefroren sofort unansehnlich, weshalb hauptsächlich mit getrocknetem gearbeitet wird. Mehr Frische wäre bei Tomaten bzw. der Tomatensauce möglich, die Produzent*innen legen aber unterschiedlich viel Wert darauf. Die Sauce war sehr unterschiedlich gewürzt, meistens eher zu wenig als zu viel, insbesondere was die Verwendung von Kräutern betrifft. In Einzelfällen wurde sie mit Süße aufgemotzt.
Die Qualität war unterschiedlich und manche Pizzen kann man im Notfall durchaus essen, aber eigentlich sollte man sich mehr Zeit nehmen, wenn einem Essen wichtig ist. Es gibt gute Fertig-Teige, die man selbst belegen kann."
Konstantin Filippou
Auch eine Tiefkühlpizza darf einen flaumigen Teig haben, nur wenigen Produzent*innen gelingt dies aber auch. Oftmalig war der Teig zu trocken, es fielen Begriffe wie Grissini, Knäckebrot oder Cracker. Das soll nicht heißen, dass eine Pizza nicht knusprig sein darf, ganz im Gegenteil, die besten Pizzen haben unter knuspriger Kruste flaumigen Teig. Was den Rand betrifft, sollte man sich an den besten Pizzerien orientieren, er soll gut aufgegangen und sichtbar heiß gebacken sein. Wenn der Rand de facto nicht vorhanden ist, gab es Abzüge.
Das Thema Mozzarella wurde von den Produzenten höchst unterschiedlich interpretiert. Bei einer idealen Margherita zerfließen große Mozzarella-Stücke in der Tomatensauce. In der Praxis wird der Mozzarella klein gehackt und wird meist zu einem Brei mit der Sauce. Sehr beliebt war auch die gratinierte Variante, bei der Mozzarella oder eine Käse-Variation (meist Edamer) die Sauce fast komplett bedeckte.
Nach sorgsamer Prüfung all dieser Kriterien ergab sich folgende Reihung, das sind die besten zehn von 14 geprüften Tiefkühl-Margheritas.
Die Preisspanne bewegte sich zwischen 1,29 Euro (dieses Produkt hat es nicht in die Top 10 geschafft) bis 6,99 Euro pro Stück. Die Siegerpizza wurde um 4,99 Euro eingekauft.
Einige Pizzen sind nur als kulinarische Notlösung zu betrachten und können guten Gewissens nicht empfohlen werden. Manche können eine gute Basis zur Weiterentwicklung sein, man sollte nachwürzen oder hochwertigen, frischen Belag ergänzen. Nur wenige Pizzen entsprachen den Erwartungen der Jury und können ohne weiteres Zutun genossen werden. Die Sieger-Pizza, die despar All Natural Tiefkühlpizza by Barbaro, hob sich bei allen Bewertungskriterien markant von den Mitbewerbern ab und wurde von allen Jury-Mitgliedern am besten bewertet.
Positiv zu bemerken ist die vegane Pizza von Pizzi*s & Cream auf Rang vier, die bei fast allen Kriterien überzeugte, lediglich der Mozzarella-Ersatz wurde von der Jury bemängelt.
Für mich als Mutter von drei Kindern ist eine Tiefkühl-Pizza im Alltag fast unumgänglich. Umso wichtiger zu wissen, welche Pizza ich meinen Kindern guten Gewissens vorsetzen kann."
Martina Hohenlohe
von Bernhard Degen
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