22.02.2022

Hohe Erwartungen an Österreichs Weinjahrgang 2021

Später Austrieb und ein Goldener Herbst schafften ideale Voraussetzungen für beste Qualität. Auch die Menge ist erfreulich.

Weingärten bei Kothvogel, Weststeiermark
Weingärten bei Kothvogel, Weststeiermark © ÖWM / WSNA

Erfahrene Winzer vergleichen die Weine des Jahrgangs 2021 mit den herausragenden Jahren 2011 oder 2017. Wenn man die Bewertungen dieser Jahrgänge näher betrachtet, dann dürfte tatsächlich etwas ganz Großes auf uns zukommen. Dabei hat es bis zum August gar nicht nach einem herausragenden Jahr ausgesehen – wir erinnern uns an teils verheerende Unwetter und einen regnerischen Spätsommer. Doch der Reihe nach, die ÖWM hat für uns die Entwicklung zusammengefasst:

Nach einem niederschlagsarmen Winter ließ der Frühling lange auf sich warten. Der April war kühl und viel zu trocken, der düstere, verregnete Mai war von einem Wonnemonat weit entfernt. Er brachte jedoch die lange ersehnten Niederschläge – wenn auch in regional recht unterschiedlicher Menge. Der Austrieb der Reben und ihre Blüte verzögerten sich dadurch naturgemäß, was aber auch Vorteile hatte: Im Unterschied zu den Weinbauländern südlich und westlich des Alpenhauptkammes blieb Österreich von Spätfrösten verschont. Der Juni brachte schließlich Sonne und Wärme. Da die Rebblüte erst gegen Ende des Monats stattfand, fiel sie bereits in eine heiße Periode, was zum Teil zu Verrieselungen führte. Dabei werden nicht alle Beeren ausgebildet und es kommt zu einer Ertragsreduktion, die mitunter sogar qualitätsfördernd sein kann.

Schwere Unwetter

Mit der Wärme kamen auch Unwetter: Bereits am 24. Juni entlud sich im nördlichen Weinviertel eine riesige Gewitterzelle mit heftigem Hagel, der dort rund 1.000 Hektar Weingartenfläche stark schädigte oder sogar völlig vernichtete – der verheerende Tornado im benachbarten  Tschechien ist uns noch allen in beklemmender Erinnerung. Ende Juli traf ein Hagelsturm die Wachauer Weinbauorte Rührsdorf und Rossatz, teils auch die Dürnsteiner und Loibner Weinberge sowie Rebflächen bei Göttweig und im Traisental. Ebenfalls stark vom Hagel geschädigt wurden die Rotweinzentren des Mittelburgenlandes; geringer betroffen waren einige Rieden am Wiener Nussberg, im steirischen Vulkanland und in der Südsteiermark. 

Abgesehen von diesen Unwettern war der Juli ein schöner Sommermonat, der allerdings von einem trüben, regnerischen und kühlen August abgelöst wurde. Pünktlich am 1. September kam jedoch der große Umschwung: Eine strahlend sonnige Wetterphase setzte ein, die volle sechs Wochen anhielt und nur von zwei Regentagen begleitet war. Die Nächte wurden bereits Mitte September recht kühl, sodass ein deutliches Gefälle zwischen Tages- und Nachttemperaturen auftrat. Das sorgte für eine ausgezeichnete Aromenbildung in den Weißweinen und Vitalität in den Rotweinen. Ende Oktober gab eine föhnige Periode den Riesling-Lagen nördlich der Donau den letzten Reifeschub.

Stressfreie Ernte

Altgediente Weinbauern und Weinbäuerinnen berichteten, dass sie zur Lesezeit noch nie so schönes, vollkommen gesundes Traubengut gesehen zu haben. Aus den wichtigsten Weinbauorten des Burgenlandes und der Steiermark hörte man auch, dass die Hauptlese noch nie so rasch und in einem Zug abgeschlossen werden konnte. Tatsächlich konnte der Erntezeitpunkt ohne Stress und punktgenau festgelegt werden. Der Mut jener Winzer:innen, die auf Eiswein setzten, wurde belohnt. Sowohl in Niederösterreich als auch im Burgenland konnten fast alle dafür bewahrten Trauben tiefgefroren eingepresst werden.  

Mit einer Erntemenge von rund 2,4 Millionen Hektoliter liegt der Jahrgang 2021 im langjährigen Durchschnitt. Dafür darf man sich durchaus dankbar zeigen, denn europaweit verlief das Jahr im Vergleich weniger positiv: Manche deutsche Weinbaugebiete erlitten drastische Ernteeinbußen; ebenso mussten die großen Weinbauländer Italien, Frankreich und Spanien teils empfindliche Verluste hinnehmen, großteils aufgrund von Spätfrösten.

Rückblickend betrachtet dürfen sich Freunde österreichischen Weins über einige hervorragende Jahrgänge in Serie freuen. Da man wirklich große Weine erst mit gewisser Reife erkennt, dürfen wir uns auf die Entwicklung des 2021ers wahrlich freuen – zumal Experten ähnliche Anlagen wie 2017 und 2011 vermuten.

von Bernhard Degen


 

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