14.03.2022
Der Vier-Hauben-Koch übernimmt die Burgschenke Finkenstein und den Gasthof Sternenberg – beide Betriebe werden umfassend umgebaut.
Der Ausblick von der Burgruine Finkenstein auf die Kärntner Seenlandschaft und die umliegende Bergwelt ist spektakulär schön. Auch Hubert Wallner weiß den Genius Loci sehr zu schätzen und ließ die Gelegenheit nicht ungenutzt, als die Pacht für die Burgschenke zu haben war. Zusammen mit dem oberösterreichischen Investor Thomas Seitlinger (u.a.), der die Burgruine im Jahr 2020 erwarb, gründete er eine GmbH und begann jetzt mit Umbauarbeiten. Die Küche wird in Partnerschaft mit Gastro-Profi Lohberger völlig neu gestaltet und fit für Events und Konzerte gemacht, die heuer hoffentlich wieder ohne Einschränkungen stattfinden können.
Burgruine Finkenstein © PR
Die Ausrichtung der Burgschenke wird den Bedürfnissen von Ausflüglern und Event-Besuchern angepasst und dementsprechend “gut-bürgerlich” gestaltet, wie Hubert Wallner im Gespräch mit Gault&Millau erzählte. Die Saison soll Mitte April beginnen und bis Mitte Oktober andauern, geöffnet wird nicht nur für Events, sondern fünf bzw. sechs Tage die Woche.
Wenn Wallner über den Faaker See und an der Gerlitzen vorbei Richtung Norden blickt, dann lassen sich die Nockberge erahnen, wo er ein weiteres Restaurant betreibt. Dabei handelt es sich um den Gasthof Sternenberg am Hochrindl, der bald von einem Chaletdorf mit einem kleinen Hotel umgeben sein soll. Auch hier ist der Investor Thomas Seitlinger, der laut ORF.at mit einem Investionsvolumen von 100 Millionen Euro kalkuliert. Hubert Wallner ist auch hier der Partner für die Gastronomie und plant einen Umbau des Gasthofes in Millionenhöhe.
Der Gasthof Sternenberg am Hochrindl © PR
Das kulinarische Konzept im Sternenberg soll ein wenig an die berühmte Hospiz Alm am Arlberg angelehnt werden. Der Gault&Millau Koch des Jahres 2020 führt den Betrieb tagsüber als Skihütte, liegt er doch am Rande des Familienskigebiets Hochrindl. Demensprechend gibt es leistbare und deftige Küche wie den Hochrindler Suppeneintopf mit Milzschnitte und Kaspressknödel (6,90 Euro) oder diverse Almfladen (“nicht Pizza, nicht Flammkuchen”) für zwölf bis 15 Euro geben. Wallner betont, dass Convenience-Produkte in seinen Küche tabu sind und alles selbst gemacht wird. Besonders die Rindssuppe hebt er hervor: “Eine gute Suppe muss zwei Mal angesetzt sein – am ersten Tag mit Knochen und am Tag darauf mit Tafelspitz. Entsprechende Synergien ergeben sich damit für den Abendbetrieb, in dem anspruchsvoller gekocht wird.
Gediegene Stube im Sternenberg © PR
Im Sternenberg wird zeitgemäße alpine Küche geboten, am Abend mit einem hochwertigen Menü und einer attraktiven À la Carte-Auswahl mit Klassikern wie Rindsrouladen oder Zwiebelrostbraten. Stimmige Angebote wie Fondue oder Raclette werden extrem gut angenommen, darauf gab es einen regelrechten Ansturm. Bordeaux und Burgunder wie auf der Hospiz-Alm sind in der Minderheit, dafür wird am Hochrindl die landesweit größte Auswahl an Kärntner Weinen geboten – 21 Kärntner Winzer sind mit über 60 Weinen vertreten.
Die Sorge, dass sich Wallner nun nicht mehr voll um sein Gourmetrestaurant mit vier Hauben sowie das Bistro Südsee in Maria Wörth am gleichnamigen See kümmern kann, beschwichtigt der unermüdliche Gastronom: “Ich habe in jedem Betrieb einen Geschäftsführer und einen Chefkoch, die meine Vorgaben umsetzen”. Die herausfordernde Personalsituation ist natürlich auch für den Haubenkoch ein Thema. Aber gerade mit mehreren Betrieben, kann man diesen Herausforderungen besser begegnen, denn mit dem Winter-Schwerpunkt auf dem Hochrindl und der Sommersaison auf der Burgruine Finkenstein sind viele Synergien und ganzjährige Anstellungen möglich. Beim Gourmetrestaurant entsteht das Hotel Hermitage mit großzügigem Wellness-Bereich – sobald es fertig ist, will Wallner es ergänzend zur Gastronomie pachten und weitere Arbeitsplätze schaffen. Aktuell hat er 80 Mitarbeiter unter Vertrag.
Gourmetrestaurant Hubert Wallner in Maria Wörth © Hubert Wallner
Wo erfolgreich gearbeitet wird, da sind Neider meist nicht fern. Wenn versucht wird, Hubert Wallner angesichts der umfassenden Engagements als Corona-Profiteur hinzustellen, dann kann der Gastronom gelassen entgegenen, dass er “keinen einzigen Cent” an Förderungen erhalten hat.
von Bernhard Degen
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