13.11.2025
Drei Freund:innen eröffnen ein Kaffeehaus mit Grätzlwerkstatt und leistbaren Krügerl.

Was dabei herauskommt, wenn sich drei junge, eifrige Freund:innen einer leerstehenden Räumlichkeit annehmen, zeichnet sich gerade an der Ecke Schäffergasse/Große Neugasse ab. Im ehemaligen „QWien“ (Zentrum für queere Geschichte) im vierten Gemeindebezirk wurde im Laufe des Jahres umfangreich entrümpelt und umgebaut, bis nur noch nackter Beton und offene Decken zu sehen waren. Seit drei Monaten werkeln Anna, Nicolas und Johannes daran, das ehemalige Archiv in das Café Schäffin zu verwandeln. „Wir möchten zeigen, dass ein Lokal nicht viel braucht, um gemütlich zu sein“, sagen die Betreiber:innen im Gespräch mit Gault&Millau. „Und es soll ein Ort für alle sein.“
Was sie unter „nicht viel brauchen“ verstehen: neben unverputzten, abgekratzten Wänden steht Secondhand-Mobiliar aus verschiedenen Jahrzehnten in Form von Sesseln, Tischen und Lampen. Die Beleuchtung ist gedimmt; im größten Raum herrscht eine warmrote Lichtstimmung. Bodentiefe Fenster öffnen den Blick auf die Gasse. Das Highlight: die Bar aus Glasbausteinen, an der die Gastronom:innen eigenhändig getüftelt haben. „Da konnte ich selbst mal Designer sein“, erzählt Nicolas. Überhaupt spielt Handwerk eine wesentliche Rolle. Das Café versteht sich auch als „Grätzlwerkstatt“, in der sich Gäste aktiv einbringen können und sollen. Eine eingerichtete Werkstatt steht allen bereit, die etwa ihr Uni-Projekt finalisieren, Möbel oder das Fahrrad reparieren wollen. Es geht darum, zu zeigen, dass nicht alles sofort weggeworfen werden muss. „Hier sollen sich nicht nur wir verwirklichen, sondern auch diejenigen, die bei uns einkehren“, erklären Nicolas und Anna das Konzept. Die Tischordnung ist dabei variabel und wird je nach Gebrauch – Vernissagen, Workshops, Lesungen – angepasst. Ende November werden erste Kunstobjekte ausgestellt.
Gleichermaßen zugänglich ist das kulinarische Angebot mit den Preisen. Neben Kaffee und Espresso al banco (ein Euro!) gibt es ein Krügerl Grieskirchner für unter vier Euro. „Die Karte wird kontinuierlich erweitert, allerdings wird es immer mindestens eine kostengünstige Variante geben“, ergänzt Anna. Zu den Getränken werden Kleinigkeiten wie Oliven, Sauerteigbrot mit Giardiniera (italienischem Eingelegten) oder Grilled-Cheese-Sandwiches gereicht. Aktuell gibt es zum Kaffee Mandelkekse von der Nachbarin. „Dieses Gemeinschaftsgefühl möchten wir fördern. Wir sind ein Nachbarschaftscafé.“
Wohin sich das Café von Nicolas, Anna und Johannes genau entwickelt, können sie noch nicht sagen. Als „Raum für Alles“ bleiben sie flexibel und lassen sich von den Menschen inspirieren, die aus- und eingehen. Der Name „Schäffin“ spielt jedenfalls nicht nur auf die Lage an der Schäffergasse an, sondern auch auf das Prinzip: Wer hierherkommt, kann selbst aktiv werden und mitgestalten.
von Derya Metzler












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