10.02.2023

David Gölles brennt für Rum und Whiskey

Der Steirer spricht mit Gault&Millau über seine hochprozentigen Spezialitäten und "Experimente", die noch in Fässern schlummern.

David Gölles
David Gölles / Foto beigestellt

Es war einmal ein alter Gasthof in der Nähe der Riegersburg, der viele Jahre leer stand. Die Kellerräumlichkeiten waren überaus großzügig gestaltet, da der Wirt – wie so viele Südoststeirer auch – Obstbauer war und entsprechend große Lagerräumlichkeiten brauchte. Der ehemalige Gasthof Schreiner liegt nur wenige Gehminuten vom Genusshotel Riegersburg, einem Betrieb der Familie Gölles, entfernt. Für David Gölles ein ausgesprochener Glücksfall. Im Jahr 2018 begann er zusammen mit Partnerin Katharina Fleck mit der Renovierung der Immobilie. Fünf Jahre später hat er sein House of Whiskey, Gin & Rum trotz schwieriger Rahmenbedingungen – Stichwort Corona – bestens etabliert und zu einem beliebten Ausflugsziel in der Südoststeiermark gemacht.

Alois Gölles, der Vater von David, hat seit den 1980er Jahren eine Manufaktur für hochwertigen Essig und Edelbrände aufgebaut. Was bescheiden begonnen hat, ist mittlerweile ein florierendes Besucherzentrum mit zehntausenden Gästen im Jahr, die Produkte sind in der Spitzengastronomie rund um den Globus erhältlich. Alois hat eindrucksvolle Bestände an Fässern angelegt, die zum wertvollsten Kapital der Familie zählen. Durch jahrzehntelange Erfahrungen mit Fassreife bei Balsam-Essig lag dann nahe, dass man auch Hochprozentiges in Fässern schult. Erste Versuche mit Whiskey waren so erfolgreich, dass David Gölles einen eigenen Geschäftszweig daraus entwickelte. Er liebt das Experimentieren, die Kombinationsmöglichkeiten sind nahezu unendlich. Aktuell lagern gut 700 Fässer in den Kellern bei Riegersburg.

Neben einem Rye-Whiskey, der schon als Fassprobe als bester seiner Art in Österreich ausgezeichnet wurde, reüssiert aktuell besonders der Bio-Rum Ron Johan Serie Null. Er zählt definitiv zu den besten Rums, die jemals in Österreich produziert wurden. Aber das Sortiment ist in der kurzen Geschichte des eigenen Betriebs von David Gölles eindrucksvoll gewachsen und umfasst neben Rum und Whiskey auch Gin und Wodka. Die Destillate sind in den besten Bars des Landes gut vertreten, schmecken aber vor Ort am besten. Im House of Whiskey, Gin & Rum werden Führungen durch die Keller mit abschließenden Verkostungen angeboten. Wie gut sich die Produkte in Drinks machen, kann man im gemütlichen Gastro-Bereich nachvollziehen. Dort gibt es übrigens auch eine Sammlung von etwa 600 Whiske(y)s und Rums, die man alle probieren kann.

Galerie

Lounge-Bereich
Lounge-Bereich © David Gölles
Die Whisk(e)y-Sammlung
Die Whisk(e)y-Sammlung © David Gölles
Das House of Whiskey, Gin & Rum
Das House of Whiskey, Gin & Rum © David Gölles
David Gölles und Katharina Fleck
David Gölles und Katharina Fleck © David Gölles

Wir trafen den erfolgreichen Brenner und blickten zusammen auf die ersten fünf Jahre seines Betriebes zurück.


Gault&Millau: Das House of Whiskey, Gin & Rum ist mittlerweile Fixpunkt für Genussreisende in der Region Riegersburg. Hätten Sie sich diesen Erfolg in derart kurzer Zeit erhofft?
Wir haben im Frühling 2018 mit dem Umbau des alten Gasthofs begonnen. Vom ersten Arbeitstag an wurden parallel im Kopf Ideen gesponnen, wie wir unsere Leidenschaft für unsere Produkte gut herzeigen und präsentieren können. Daher habe ich eigentlich von Anfang an daran geglaubt, dass wir eine gute weitere Ergänzung für unsere Region sein werden. Dennoch sind wir vor allem sehr dankbar und glücklich, dass auch die Resonanz auf unsere Produkte und Führungen so toll ausfällt.

Corona hat sich bei uns auch auf den Sommertourismus 2020 und 2021 stark ausgewirkt. Dadurch, dass viel weniger Menschen ins Ausland gefahren sind, war bei uns in Riegersburg gerade von Juni bis August überdurchschnittlich viel los. 

Das “House” ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern auch eine starke Marke für Whiskey, Rum und Gin. Wie kommen Ihre Spirits in der heimischen Barszene bzw. in Expertenkreisen an?
Es gibt Gottseidank immer mehr Bars, in denen auch viel Wert auf regionale Spirituosen gelegt wird. Hier sehen wir unsere Chance, und bekommen immer wieder begeistertes Feedback. Besonders fein ist es auch, Lob wie von Ihnen für unsere Serie 0 zu bekommen. Gerade im Rum-Bereich ehrt es mich, dass ich auch bei vielen Leuten, die durch deutlich süßer geprägte Rums „erzogen“ wurden, mit meinen Produkten gut ankomme.

Welche Rolle spielt der Export?
Bisher war der Export für uns ein etwas komplizierteres Thema – denn wirkliche Tradition für Obstbrände gibt es eigentlich nur in Mitteleuropa. Demnach war bei uns der Export außerhalb des deutschsprachigen Raums meist auf kleinere Mengen limitiert – diese fanden aber ihren Weg in die besten Restaurants der Welt.

Mit unseren neuen Produkten – Whiskey, Gin, Rum und Wodka – erzeugen wir auf einmal Produkte, die auf der ganzen Welt bekannt sind und die man nicht mehr erklären muss. Darin sehe ich für mich persönlich eine neue große Chance. Wir haben uns die letzten drei Jahre intensiv um das neue “House” gekümmert. Nun steht für mich mein fixes Portfolio und ich bin bereit, etwas mehr Kraft in neue Märkte zu stecken. Dennoch ist und bleibt Österreich für uns der bedeutendste Markt.

Sie haben eben neue Produkte vorgestellt, darunter einen Wodka – wie waren die ersten Reaktionen?
Sehr gut. Durch die Nähe zum Whiskey wird unser Wodka vor allem wegen seines vorhandenen Geschmackes sehr geschätzt. Uns war wichtig, nicht wie schon häufig dagewesen einen gänzlich neutralen Wodka auf den Markt zu bringen sondern den eleganten Geschmack von Roggen und Weizen einzufangen. Viele Leute sind immer noch der Meinung, dass Wodka aus Kartoffeln bestünde.

Außerdem gibt es endlich eine nennenswerte Menge unseres 100% RYE. Dieses Jahr haben wir drei Fässer – etwas über 1000 Flaschen. Dieser Whiskey macht mich ganz besonders stolz, weil eine Fassprobe vor einigen Jahren bereits zum best-bewerteten Whiskey Österreichs gekürt wurde. Die ersten zwei Fässer davon waren sehr schnell ausverkauft – mit der diesjährigen Auflage gibt es glücklicherweise eine richtig tolle Menge.

Und auch unser neuer Bio-Rum „Ron Johan Serie Null“ kommt richtig gut an. Alle Profis, die ihn zu probieren bekommen, sind begeistert. 

Die bisherige Entwicklung war rasant, worauf dürfen wir uns in Zukunft freuen?
In unserem Keller liegen unfassbar viele spannende „Experimente“ und es wird in Zukunft noch viel Ausgefallenes und auch Besonderes abgefüllt werden.

Eines meiner Ziele ist, dass es für meine Besucher*innen in Riegersburg immer wieder etwas Neues zum Probieren gibt – weshalb wir zukünftig auch jährlich ein bis zwei stark limitierte Einzelfassabfüllungen in die Flasche bringen wollen.

Wir spielen mit den unterschiedlichsten Fässern, mit den unterschiedlichsten Rohstoffen – ich kann versprechen, die nächsten Jahre wird es bei uns ganz bestimmt alles andere als langweilig.

David Gölles – House of Whiskey, Gin & Rum


von Bernhard Degen

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