17.06.2024
Die besten hierzulande erhältlichen griechischen Olivenöle werden unter österreichischer Regie hergestellt.
Eine hochkarätig besetzte Jury verkostete 24 Olivenöle aus Griechenland. Aufgrund der großen Auswahl an Olivenölen in den heimischen Supermarkt-Regalen, hat sich das Gault&Millau-Team im ersten Schritt auf griechisches Olivenöl fokussiert. Bei weiteren Verkostungen werden Italien, Spanien und mehr unter die Lupe genommen. Das Ergebnis war aus patriotischer Sicht höchst erfreulich, doch dazu später.
Der Olivenöl-Markt ist hart umkämpft und wird mengenmäßig von Spanien dominiert. Italien und Griechenland liegen quantitativ zwar deutlich dahinter, qualitativ überzeugen Öle aus den beiden Ländern allerdings bei Wettbewerben der vergangenen Jahre. Wobei man Istrien als Herkunft besonders erwähnen muss, istrische Öle fanden sich bei Verkostungen regelmäßig im Spitzenfeld. Olivenöl-Experte Heinrich Zehetner berichtet von schwierigen Rahmenbedingungen der vergangenen Jahre. Die Dürre in Spanien und Olivenbaumsterben in Italien ließen die Erntemengen drastisch schrumpfen, gleichzeitig stiegen die Produktionskosten. Das Resultat sind vereinfacht gesagt teurere Öle und/oder geringere Qualitäten.
In Griechenland kommt noch ein infrastrukturelles Problem hinzu. Die Folgen der Wirtschaftskrise sind immer noch spürbar und moderne Anlagen sind für kleinbäuerliche Strukturen viel zu teuer. Die exzellente Qualität des Rohmaterials wird in der Produktion oft geschmälert. Verbreitet sind es daher Öle, die unter Mithilfe ausländischer Investor*innen entstehen, die am besten bewertet werden. Trotz allem war die Qualität der am besten bewerteten Öle erstaunlich gut.
Wenn man die Olivenöle nicht wie das Team von Gault&Millau blind verkostet, dann ist man beim Kauf auf persönliche Erfahrungswerte und Indizien angewiesen. Sensorikerin Romana Fertl warnt vor Ölen mit dem Hinweis “aus der EU-Gemeinschaft” oder “aus mehreren Ländern der EU”. Die Qualität dieser gepanschten Massenproduktionen ist erfahrungsgemäß dürftig. Zu begrüßen sind hingegen der Hinweis “nativ” oder konkrete Herkunftsangaben aus nur einem Land oder sogar nur einer Region. Wenn außerdem das Erntejahr oder sogar das Ablaufdatum angegeben werden, dann sind das weitere Pluspunkte. Ebenso wenn am Etikett Bezug auf die Olivensorte genommen wird.
Wenn man zuhause eine Olivenöl-Verkostung nachstellen möchte, dann sollte man keinesfalls Silber- oder Metalllöffel verwenden, die beeinflussen den Geschmack. Kleine Plastikbecher (Stamperl) sind am besten. Bei internationalen Verkostungen werden dunkelblau gefärbte Gläser verwendet, damit keine Rückschlüsse auf die Farbe gezogen werden können. Allzu oft wird grüner Farbton künstlich herbeigeführt, der Frische suggerieren soll. Die Farbe spielt bei der Bewertung daher keine Rolle. Was zählt, sind Aroma, Geschmack und Mundgefühl. Ein gutes Olivenöl hat sowohl Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe. Was Lai*innen oft als mindere Qualität sehen, ist bei Profi-Verkoster*innen höchst willkommen: Wenn sich Schärfe langsam aufbaut und das Öl fast kratzig wird, dann ist das ein sehr positives Qualitätsmerkmal.
Insgesamt wurden 24 Olivenöle verkostet, das sind die Top 10 der Gault&Millau Jury. Die Preise sind auf ganze Liter umgerechnet.
Die ersten vier Plätze des Rankings haben direkten Bezug zu Österreich. Die Firma Mani hat es mit vier Produkten in die Top 10 geschafft, inklusive Platz eins und zwei. Dabei handelt es sich um einen echten Familienbetrieb mit österreichischen Wurzeln. Fritz und Burgi Bläuel sind Ende der 1970er Jahre in die “wilde Mani” am Peloponnes gekommen und haben mit viel Fleiß und Überzeugungsarbeit biologischen Olivenanbau vorangetrieben. So entstand die jahrzehntelange erfolgreiche Zusammenarbeit mit Kleinbäuer*innen, aus der 1991 das erste ökologisch zertifizierte Olivenöl Griechenlands hervorging. Mittlerweile ist schon die nächste Generation am Werk.
Das Spar native Olivenöl extra 100 Prozent aus Griechenland erklomm den dritten Platz. Die Koroneiki Oliven werden auf Kreta in der hügeligen Region Chania angebaut, von Hand geerntet, gepresst und abgefüllt. Jedes Jahr besucht die zuständige Einkäuferin sowie ein interner Auditor die Ölmühle und prüft die Qualität vor Ort.
Der vierte Platz geht mit Noan an ein besonders erwähnenswertes Projekt, hinter dem die Österreicher Margit & Richard Schweger stehen. Sie haben ein soziales Unternehmenskonzept etabliert, das faire Preise für Bäuer*innen, bewussten Umgang mit wertvollen Rohstoffen und Produkte in reinster Bio-Qualität garantiert. Der Reinerlös wird an ausgewählte Bildungsprojekte gespendet.
Die Verkostung wurde vom Team des ORF konkret begleitet. Der Beitrag wird am 17.6. um 18.30 Uhr auf ORF 2 ausgestrahlt.
von Bernhard Degen
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