17.10.2025
Fotos: Küchenchef Thomas Seifried gibt exklusive Einblicke in seine kulinarischen Vorhaben.
Es ist eine handverlesene Gruppe an Journalist:innen, denen als Gästen Einlass in das lange erwartete neue Luxushotel in der Wiener City gewährt wird. Wir werden vom Doorman mit einem feierlichen “Welcome to the Mandarin Oriental Vienna” empfangen und sind doppelt überrascht: Einerseits, weil die für alle zugänglichen Räumlichkeiten eindrucksvoll groß sind. Das Atelier 7 Café, die Atelier 7 Brasserie und die Atelier 7 Izakaya Bar sind in einem weitläufigen, hellen Raum untergebracht. Andererseits überrascht uns das rege Treiben, das vorherrscht: Es wird gegessen, getrunken, flaniert, serviert, geshaked, gelacht und geplaudert, obwohl das Hotel erst am 28. Oktober eröffnet. Hoteldirektor Mario Habicher klärt auf: “Das ist eine Simulation, um die Abläufe zu üben und zu perfektionieren.” Dass schon viel und erfolgreich geprobt wurde, dürfen wir beim anschließenden Dinner erfahren.
Das Fine-Dining-Restaurant Le Sept liegt angrenzend an die Brasserie, räumlich abgegrenzt, aber doch mit optionalem Blick auf das allgemeine Hotelgeschehen. Küchenchef Thomas Seifried bringt seine Erfahrungen vom langjährigen Engagement bei Starchef Eric Ripert mit, wo er zuletzt auf den Cayman Islands gekocht hat. Daher rührt seine Leidenschaft und sein Gespür für Fisch und Meeresfrüchte. Das darf man schon bei den Amuse-Gueules erleben: zart marinierte Auster und Thunfischfilet sind von allererster Güte. Der folgende Hamachi mit Nashi-Birne und Kimchi-Emulsion ist Zeuge von Seifrieds zweiter großer Leidenschaft, der asiatischen Küche, und besticht erneut mit exzellenter Produktqualität. Königskrabbe mit Chawanmushi, crispy Artischocken-Speck und Kaviar folgt stimmig und steht auch stellvertretend für ein gekonntes Spiel mit unterschiedlichen Texturen.
Jakobsmuschel mit Pilzen, Topinambur, Trüffel und reichlich geräucherter Butter lässt den französischen Einfluss von Eric Ripert am deutlichsten erkennen und ist ob ihrer Opulenz couragiert old school. Wolfsbarsch mit Palmenherz, Schwarzwurzel und Sauce Bordelaise hingegen wirkt raffiniert. Beim Fleischgericht trägt Seifried mit Miyazaki Wagyu Beiried dick auf, aber A5-Qualität ist einfach nicht zu überbieten. Die Patisserie setzt mit einem herrlichen Maroni-Dessert einen würdigen Schlusspunkt. Das Menü steht wohl für das, was man sich vom Le Sept mit Seifrieds Handschrift erwarten darf: höchste Produktqualität, französische und asiatische Einflüsse, Mut zu intensivem Geschmack und ein hochmotiviertes wie aufmerksames Team – sowohl im Service als auch in der Küche. Das Sommelier-Team hat eine exzellente Getränkebegleitung zusammengestellt, mit jungen heimischen Weingütern und internationalen Spitzenweinen; die alkoholfreie Begleitung steht dem um nichts nach und ist abwechslungsreich und erfrischend.
Preislich reiht sich die Küche auf internationalem Niveau ein. Ein Drei-Gang-Menü ist mit 135 Euro kalkuliert, fünf Gänge gibt es für 175 Euro und das Chef’s-Choice-Menü mit acht Gängen kostet 225 Euro.
Am 28. Oktober wird das Hotel eröffnet und jede:r kann sich selbst ein Bild machen – und sei es nur bei einer Melange im Café. Für uns Wiener:innen ist es besonders spannend zu sehen, was aus dem alten Handelsgericht geworden ist.
www.mandarinoriental.com/de/vienna
von Bernhard Degen
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