27.10.2025

Naturwein: Ganz schön ungeschönt

Worauf es bei naturbelassenen Weinen ankommt und wo es die besten Flaschen gibt. Wie denken Sie darüber?

Das Weinskandal-Team
Das Weinskandal-Team © Ingo Pertramer

Spricht man in der Gastronomie das Wort „Naturwein“ aus, entgegnen einem nicht selten leichte Anzeichen von Überdruss. Nicht, weil er ungern getrunken wird, sondern weil es vielen schlicht zu leidig ist, darüber zu reden. Nach wie vor kursiert viel Halbwissen, das der Branche und den Winzer:innen schadet – vor allem jenen, die naturbelassenen Wein mit jener Sorgfalt herstellen, die ihn ursprünglich ausmacht: so wenig wie möglich zu entziehen und hinzuzufügen.

„Viele hören ‚Natur‘ und denken nur an Trends“, sagt Nina Gutschi von Weinskandal. Gemeinsam mit Moritz Herzog, dem Inhaber des Weinhandels, starteten sie ein Social Media-Format, in dem sie mit Mythen rund um das Thema aufräumen. „Wir als mehr oder weniger Hardcore-Fachleute neigen gern dazu, uns zu nischig auszudrücken“, erklärt Herzog. „Dabei ist Naturwein ein Produkt für alle. Mit unseren Erklärvideos möchten wir die Basics vermitteln, die von Fachleuten oft vorausgesetzt werden, damit jeder einen Einstieg findet.“

„Trauben und sonst nichts. No Bullshit.“

Aber was macht Naturwein eigentlich aus? „Trauben und sonst nichts. No Bullshit“, sagt Herzog. Für ihn ist es die einzig zeitgemäße Art, Wein zu produzieren: spontan vergoren, ohne Zusatzstoffe, mit minimalem Eingriff. „Schwefel kommt als Stabilisator nur im Notfall zum Einsatz, wenn sich der Wein nicht von selbst ausbalancieren kann.“ Er dient der Haltbarmachung und schützt Wein vor Oxidation, sprich die Reaktion von Traubensaft mit Sauerstoff. Ein gänzlicher Verzicht auf Schwefel verlangt den Winzer:innen allerdings viel Erfahrung ab, da so Fehltöne durch Bakterien begünstigt werden. Ein weiteres unerwünschtes Vorkommnis ist die Maus. Wenn ein Wein „mäuselt“, hat er einen unangenehmen Geruch bzw. Nachgeschmack, der durch bestimmte Hefen und Milchsäurebakterien ausgelöst wird.

Doch so klar die Philosophie, so schwammig die rechtliche Lage. Naturwein bewegt sich bis heute in einem Graubereich. Der Begriff ist nicht geschützt. „Naturwein gibt es im Gesetz gar nicht. Es gibt nur ‚Natural Wine‘, und das muss Bio sein.“ Aus diesem Grund könne Naturwein alles und nichts sein. Dennoch: „Natur” rechtfertigt keine Weinfehler. „Naturweine sind nicht automatisch essigartig”, stellt Moritz Herzog klar. Sie sind mehr als nur trüb, vogelwild und tragen verwegene Etiketten.

„Der wohl größte Fehler ist, wenn das erste Naturweinerlebnis verallgemeinert wird“, sagt Gutschi. Da die Qualität extrem schwanken kann, verlässt man sich im Idealfall auf fachliche Beratung. Ein guter Einstieg etwa: Grüner Veltliner aus Österreich. An vertrauten Rebsorten wie diesen lassen sich die Unterschiede zur konventionellen Machart besonders gut erkennen. Wer dann zwei bis drei Weine nebeneinander kostet, bekommt ein Gefühl für Bandbreite und Eigenheiten. „Es gibt für jeden Geschmack etwas. Man muss nur ausprobieren und offen sein“, sagt Gutschi.

Was denken Sie darüber?

Tipps: Shops für Naturwein

Vinonudo
Westbahnstraße 30, 1070 Wien

Vinifero
Karmeliterplatz 2, 1020 Wien

OTOTO
Zirkusgasse 20, 1020 Wien / Zieglergasse 38, 1070 Wien

Weinskandal
Ungargasse 28, 1030 Wien / Lindengasse 1, 1070 Wien

Blue Sonja
Stubenberggasse 7, 8010 Graz

Müller&Töchter
Linzer G. 78, 5020 Salzburg

Natural Wine Dealers
online: naturalwinedealers.com

von Derya Metzler

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