17.10.2024
Das Kochkollektiv „Blue Lime“ übernimmt die Abendschicht und setzt ein Zeichen für eine engagierte, junge Gastronomie.
„Sie sollten gleich da sein“, sagt Ährlich-Inhaberin Johanna Moeslinger als wir ihr Frühstücks- und Mittagslokal betreten. „Wir machen gerade noch die Übergabe im Lager.“ Mit „sie“ sind die Gastronomen des „Blue Lime Projects“ gemeint, die bis vor kurzem noch das Loup Garou in der Zieglergasse führten. Ab sofort wird in der Wasagasse 28 gekocht – immer abends, sobald das Ährlich-Team mit seiner Schicht fertig ist. „Heute ist der zweite Eröffnungstag und alles somit noch etwas neu“, sagt Luca Presser beim Hereinkommen. Er trägt wie seine Freunde Elie Reboul, David Rotmanov, Moritz Blank und Abel Dan ein weißes T-Shirt mit rotem Hangerl. „Das ist unser roter Faden“, scherzen sie. Gemeinsam haben sie hier DasDrittl eröffnet. Mit einem durchdachten Konzept, das Altes und Junges zusammenbringen soll.
„Die Küche ist ein Traum“, sagt Presser über den neuen Standort. Im Vergleich zur vorigen könne man sich endlich frei bewegen. „Früher hatten wir nur mühsam zu zweit Platz, jetzt können wir uns zu dritt in der Küche ausbreiten.“ Einen weiteren Benefit haben die Junggastronomen Johanna Moeslinger und ihrem Netzwerk an kleinen Produzent*innen zu verdanken, von dem sie ebenfalls Lebensmittel beziehen können. „Regionalität hat bei uns immer schon eine große Rolle gespielt, genauso wie die österreichische Küche“, erklären sie. Die Inspirationen dafür kommen von älteren Generationen. „Moritz‘ Oma hat uns dieses alte Kochbuch gegeben, eigentlich ein Werbegeschenk einer Buttermarke. Da waren wahnsinnig coole Rezepte dabei, die haben wir begonnen nachzukochen und abzuwandeln“, sagt Luca Presser. „Quasi Omas Gerichte, aber mit unserem eigenen Kühlschrank.“
Auf der Karte zeigt sich das in Form von zum Teilen gedachten Gerichten wie Schweinshirn Kroketten mit Habanero und Marille (13 Euro), Germknödel mit Powidl, Gochujang, Schweinebauch und Mohn (13 Euro) und Pfeffer-Tatar mit Pfeffer-Aioli, gebeiztem Eigelb und Holzofenbrot (16 Euro). Etwas größer sind die Teller bei gefüllter Paprika mit Chorizo (16 Euro) und Brösl Karfiol mit Miso, Dashi und Karfiol-Püree (15 Euro). Das Brot von Elie Rebouls Vater Pierre (Ströck Feierabend), das bereits im ersten Lokal unverzichtbar war, hat ebenfalls einen Fixplatz in der Karte. Genauso wie „der beste Erdäpfelsalat“ (7 Euro), den müsse man in jedem Fall probiert haben, betont Presser. Ins Glas kommen Naturweine aus Österreich, Italien und Frankreich.
Neben einem Chef's Choice-Menü gibt es wechselnde Wochenspecials, entweder aus übriggebliebenen Zutaten oder nach persönlichen Vorlieben: „Demnächst kommt ein Kinderschnitzel auf die Karte. Außerdem bekommen wir bald ein Mangalitza-Schwein, das wir ganz verarbeiten.“
Das Restaurant bleibt beim Schichtwechsel optisch weitgehend unverändert. Die Lichter werden gedimmt und die Dekoration ausgetauscht. „Bald kommt noch ein Plattenspieler für mehr Gemütlichkeit und weil wir unsere alte Playlist schon nicht mehr hören können“, sagen sie.
Durch ihre Umtriebigkeit und ihren kreativen gastronomischen Ansatz haben sich die Burschen des Blue Lime Projects in Wiener Kreisen bereits einen Namen gemacht. Was sicher ist: ruhig wird es auch im DasDrittl nicht. Schon jetzt, kurz nach der Eröffnung, wird an weiteren Projekten getüftelt, darunter Gastspiele mit befreundeten Restaurants. Was sonst noch alles ansteht, möchten Reboul, Presser, Rotmanov, Blank und Dan noch nicht verraten – außer, dass sich der rote Faden auch durch Zukünftiges ziehen soll. Man darf gespannt bleiben.
von Derya Metzler
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