Kochen ist Teamarbeit. Wer Großes erreichen will, braucht auch ein großes Team. Es lohnt sich, auf dem Weg zu Tisch einen kurzen Blick in die offene Küche des Restaurants zu werfen. Man sieht zwei Dutzend akkurat gekleidete Köche, die hoch konzentriert und gut gelaunt bei der Arbeit sind. Ein wenig erinnert die Aufführung des Ensembles an die Wiener Philharmoniker. Seit letztem Jahr spielt der langjährige Souschef Michael Bauböck die erste Geige. Heinz Reitbauer hat sich auf seine Rolle als Patron zurückgezogen. Stammgäste haben diesen Wechsel anfangs kritisch verfolgt, doch etwaige Bedenken, haben sich rasch in Luft aufgelöst. Weder an der Ausrichtung der Küche noch an der Güte der Gerichte hat sich etwas geändert. An einem wunderschönen Sommerabend ist das Restaurant mit vielen heimischen und einigen internationalen Gästen gut besucht. Die Stimmung ist entspannt und fröhlich. Hier kommen Kenner zum Genießen her und nicht, um ihre Garderobe auszuführen. Jugendlich-locker und dennoch aufmerksam und respektvoll präsentiert sich das Serviceteam bei unserem Besuch. Sehr erfreulich, dass man auch an einem Zweiertisch aus den beiden angeführten Menüs beliebig bestellen darf. So können wir uns mit vierzehn verschiedenen Gängen überraschen lassen. Alle sind ausgezeichnet, einige bleiben nachhaltig in Erinnerung. Wie spannend vegetarische Gerichte schmecken können, zeigt sich gleich zu Beginn. Die Kombination von Kohlrabi mit Pfirsich und Shiitakepilzen beweist, dass Kreativität bei der Komposition zu traumhaften Ergebnissen führen kann. Auch die Artischocke mit Melonengurke, Melisse und Bergamotte unterstreicht die Souveränität, mit der man sich hier Gemüseküche widmet. Wollen wir bei so viel Freude tatsächlich ein Haar in der Suppe finden? Wenn ein Gericht etwas abfällt, dann sind es die gebackenen Zucchiniblüten mit Paradeiser und Räucheraal, weil sich der Crunch der Zucchiniblüten in der molligen Sauce allzu rasch verabschiedet. Karpfen schmeckt hier immer großartig, auch diesmal in Begleitung von Melanzani, Kokosnuss und Kirschen. Fast schon klassisch das Hirschkalbsfilet mit Tropea-Zwiebel und Ringlotten. Die Patisserie ist eine der besten des Landes. Sowohl die Herzkirschen mit Mohn als auch die marinierten Erdbeeren mit grünen Mandeln setzen zum Finale köstliche Ausrufezeichen, die den Sommer in Form vollreifer Früchte auf den Tisch zaubern. Den Brot- und Käsewagen gibt es natürlich immer noch. Die legendäre Weinkompetenz zeigt sich auch glasweise.