19.12.2024

Buchtipp: Wiener Hotels und ihre Geheimnisse

Reiches Kompendium mit Hotel-Geschichte und Hotel-Geschichten von den Ursprüngen der Wiener Hotellerie bis zum heutigen Status quo.

Buchcover
Buchcover © Styria Verlag

Es ist eine unglaubliche Menge an historischen Fakten, die der Historiker und Autor Johannes Sachslehner in seinem Werk „Wiener Hotels und ihre Geheimnisse“ zusammengetragen hat. Er nimmt uns mit auf eine Zeitreise in eine Epoche der Wiener Geschichte, als von glanzvoller Hotellerie noch keine Spur war und viele Zeitzeugen von fürchterlichen Absteigen berichteten. Diesen alten Einkehrgasthöfen folgte der glanzvolle Aufstieg der Ringstraßenhotels, mit der Weltausstellung als Initialzündung.

Architektur und Besitzverhältnisse sind dabei nur Randbemerkungen, denn die wahre Seele eines Hotels sind und waren immer die Gäste und Mitarbeiter. Dabei schildert Sachslehner die amourösen Hotel-Abenteuer von Giacomo Casanova und Arthur Schnitzler, berichtet von Stars und Berühmtheiten wie Sarah Bernhardt, Charlie Chaplin, Wallis Simpson, Stefan Zweig und Joseph Roth. Er enthüllt Verschwörungen, Skandale und Tragödien – und verschweigt auch nicht die dunklen Flecken in der Geschichte der Wiener Hotelbetriebe. Natürlich dürfen die bekannten Hotelikonen vom Imperial bis zum Sacher nicht fehlen, aber auch längst geschlossene Herbergen werden in diesem historischen Standardwerk der Wiener Hotellerie porträtiert: Das legendenumrankte Hotel Klomser, in dem sich Oberst Redl nach der bekannt gewordenen Spionageaffäre das Leben nahm, oder das einst prunkvolle Hotel Métropole, das die Nazis in ein Gefängnis mit Folterkammern verwandelten.

Der Autor hat in wissenschaftlicher Manier eine riesige Menge an spannenden Fakten gesammelt und zitiert mehrfach aus Originalquellen, überwiegend aus der Wiener Presse vor und nach der Jahrhundertwende. Er lässt uns an der Sprache und Sensationslust der damaligen Öffentlichkeit teilhaben, formuliert aber selbst ein wenig barock, wodurch viele bemerkenswerte Begebenheiten etwas an dramaturgischer Spannung einbüßen. Es ist daher mehr ein historisches Werk als ein unterhaltsames Lesevergnügen. Dennoch muss man Sachslehner dankbar sein für die Sammlung dieser Vielzahl an Fakten und Anekdoten aus der Wiener Hotelgeschichte.

Von Bernhard Degen


Johannes Sachslehner
Wiener Hotels und ihre Geheimnisse
240 Seiten Hardcover
16,8 x 24 cm
35 Euro
im Styria Verlag erschienen

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