12.10.2023
Fotos: Bei einer prominent besetzten Verkostung im Dachboden des Stephansdoms hat sich das Felser Weingut durchgesetzt.
Wir fahren mit dem in die Jahre gekommenen Aufzug auf Dachniveau des Stephansdoms. Langsam öffnet sich die Schiebetür und wir passieren einen schmalen, jahrhundertealten Gang. Dann tut sich ein riesiger Raum auf, der Dachboden des Stephansdoms, der auf dem kompletten Kirchenschiff des österreichischen Wahrzeichens thront. Große Ehrfurcht überkommt uns. Und Dankbarkeit, dass wir hier eine Weinverkostung machen dürfen. Als Thema haben wir – also Gault&Millau und Wein Niederösterreich – Messwein gewählt. Ein Wein-Kapitel, das heutzutage viel zu selten aufgeschlagen wird.
Wein spielt eine fundamentale Rolle in der Geschichte des Christentums. Er kommt nicht nur in der Bibel vielfach vor, er ist auch zentrales Element des letzten Abendmahles und symbolisiert in der Liturgie das Blut Christi. Entsprechend hochwertig soll Messwein sein, rein und unverfälscht. Österreichische Geistliche haben es gut, denn sie können sich bei der Auswahl auf eines der strengsten Weingesetze der Welt verlassen und brauchen somit nur darauf achten, dass es sich um österreichischen Qualitätswein handelt – dank der rot-weiß-roten Banderole am Flaschenkopf stets gut erkennbar.
In der Jury fanden sich Weinexpert*innen und prominente Weinfreund*innen ein, um den besten Messwein aus Niederösterreich zu küren. Einem entsprechenden Aufruf waren 24 Weingüter gefolgt, die zehn besten aus einer Vorverkostung wurden im Finale im Dom verdeckt eingeschenkt. Die höchste Bewertung sicherte sich das Weingut Wimmer Wagramkeller aus Fels am Wagram. Robert Wimmer hatte erst im Frühjahr von sich reden gemacht, als er die Jungwinzertrophy im Schlossquadrat für sich entscheiden konnte. Der zweite Platz geht an die Domäne Baron Geymüller, für die Josef Dockner vinifiziert, der dritte Platz an Respic – die Trauben stammen aus Röschitz, verarbeitet werden sie von Anton Bauer und Mathias Ruttenstock.
Der Sieg des Weinguts Wimmer ist umso bemerkenswerter, als ihr eingereichter Wein mit nur elf Prozent Alkohol der leichteste im Finale war. Somit steht er paradetypisch für Messwein aus Niederösterreich: Sorte Grüner Veltliner, Spitzenqualität, leicht und bekömmlich – auch schon in der Morgenmesse.
Gault&Millau Herausgeberin Martina Hohenlohe freut sich, dass das Thema Messwein wieder eine Bühne bekommen hat: “Als ich erstmals von der Idee einer Messwein-Verkostung gehört habe, habe ich mich gefragt: Messwein? Gibt es das überhaupt noch? Und nach der Verkostung kann ich sagen: Ja! Und Wie! In toller Qualität und Vielfalt!” Karl Hohenlohe ergänzt: Das war die stimmungsvollste Verkostung die wir jemals gemacht haben. Dieser Rahmen am Dachboden des Stephansdoms, die einmalige Jury und die hervorragenden Weine haben alle begeistert.”
„Kirche und Wein standen immer schon in enger Verbindung“, so Reinhard Zöchmann, NÖ Weinbaupräsident. „Das zeigt sich auch, und besonders, in Niederösterreich mit seinen vielen Klöstern. Die Kirche stellt nicht nur Winzern Grund und Boden zur Verfügung, einige betreiben auch selbst Weinbau. Unsere niederösterreichischen Messweine haben eine hohe Qualität und das wollten wir einmal aufzeigen.“
Klaus Goldmann, Geschäftsführer von Wein Niederösterreich, ergänzt: „Die hohe Zahl ausgezeichneter Messweine unter den Einreichungen hat uns bereits in der Vorverkostung beeindruckt. Wir freuen uns, dass wir die besten davon heute in einem so außergewöhnlichen Rahmen verkosten konnten.“
Der Einladung von Wein Niederösterreich und Gault&Millau folgten Weinexpert*innen wie Josef Glatt (Direktor Österreichischer Weinbauverband), Maria Obermayer (Weinviertel DAC), Weinkönigin Sophie Hromatka, Benjamin Mayr (Del Fabro) oder Daniela Dejnega (Wein-Chefredakteurin Gault&Millau). Unter den prominenten Weinfreund*innen fanden sich Arabella Kiesbauer und Florens Eblinger, Hausherr Toni Faber, Prinzessin Marie von und zu Liechtenstein, Kaffee-Grande Dame Christina Meinl und viele mehr.
Die Jury zeigte sich nicht nur von der Qualität der Weine beeindruckt, auch das Ambiente im eindrucksvollen Dachboden des Stephansdoms war überwältigend. Großer Dank sei an dieser Stelle dem Gastgeber Dompfarrer Toni Faber ausgesprochen, der sich selbst als profunder Weinkenner erwies. Zur Erhaltung und permanenten Restaurierung des Stephansdoms müssen jährlich rund 2,2 Millionen Euro aufgewendet werden, ein guter Teil davon wird durch private Initiativen aufgebracht (zu den Spendenkonten)
Brot spielt in der Liturgie eine ebenso große Rolle wie Wein und darf auch bei keiner Weinverkostung fehlen. Ankerbrot unterstützte die Messweinverkostung und betonte die fundamental wichtige Rolle von Brot:
“Bei jedem Laib Brot, den wir backen, geht es um viel mehr als reine Handwerkskunst. Brot repräsentiert die Fülle und die Gaben der Erde, ist ein Symbol für Gemeinschaft, Teilen und die Wertschätzung des Lebens.“
Bedanken möchten wir uns auch bei der Tatarie Marie, die die Verkoster nach ihrem Einsatz mit den Köstlichkeiten aus der Feder von Spitzenkoch Dominik Stolzer versorgte.
von Bernhard Degen
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