04.02.2025

Gourmet-Trip nach Dubai

Von duftenden Gewürzmärkten bis hin zu den besten Haubenrestaurants – hier sind unsere Tipps für einen kulinarischen Kurzurlaub in den Emiraten.

Hier findet man einige der besten Restaurants von Dubai
Hier findet man einige der besten Restaurants von Dubai / Foto beigestellt

Dubai hat sich zu einer spannenden, vielseitigen Kulinarik-Destination entwickelt. Seit drei Jahren ist dies auch in einem eigenständigen Gault&Millau Guide nachzulesen.

Die Dichte an 5-Sterne Hotels ist in Dubai so hoch wie nirgendwo sonst auf der Welt. Alle großen Marken sind hier vertreten. Im Wettkampf um die Gunst der Gäste spielen Restaurants mit klingenden Namen eine entscheidende Rolle. So wurden in den letzten Jahren jede Menge Starköch*innen engagiert, um hier eine Dependance zu eröffnen. Berühmte Köch*innen wie Gastón Acurio, Yannick Alléno, José Avillez, Daní Garcia, Heston Blumenthal, Anne-Sophie Pic und Niko Romito sind in Dubai mit eigenen Restaurants engagiert. Mauro Collagreco (Mirazur) hat sein (relativ kurzes) Gastspiel wieder beendet, dafür ist mit dem Schweden Björn Frantzen der aktuell wohl einflussreichste Spitzenkoch in Dubai gelandet.  

Internationale Restaurant-Marken wie Atelier Robuchon, Coya, Hakkasan, Nobu, Zuma und seit kurzem auch Sexy Fish ergänzen seit einigen Jahren das kulinarische Angebot ein Level unterhalb der Gourmet-Restaurants der Spitzenköch*innen. Um diese ambitionierte Qualitätsoffensive in der Top-Gastronomie auch international publik zu machen, hat man sich – so wie in einigen Tourismus-Destinationen von Bangkok und Singapur bis Kroatien, Slowenien und zuletzt auch Österreich – vor vier Jahren dazu entschieden, den Guide Michelin für die Veröffentlichung einer virtuellen Ausgabe zu bezahlen, was die Unabhängigkeit der Bewertungen zumindest ein wenig fragwürdig erscheinen lässt. 

Die 50-Best-Liste hat vor zwei Jahren erstmals ein eigenes MENA-Ranking (Middle East and North Africa) erstellt. Ende Jänner fand die Präsentation der aktuellen Liste dank großzügiger Förderungen aus dem Tourismus-Budget in Abu Dhabi statt. Bei der Auswahl der Lokale geht es weniger um austauschbare Prestige-Konzepte der großen Hotels, sondern um eine authentische Küche, was man in Dubai – abseits der Luxusgastronomie – mittlerweile auch findet. Zum zweiten Mal hintereinander wurde das wunderbare Restaurant Orfali-Bros als Nummer 1 in der Region ausgezeichnet.       

Gault&Millau als einzige unabhängige Kulinarik-Kritik

„Das Angebot an großartigen Restaurants hat sich in Dubai enorm verbreitert. Man darf sich dabei aber nicht immer von den großen Namen blenden lassen, weil die berühmten Köche ja nicht selbst vor Ort sind, sondern nur aus der Ferne nach dem Rechten sehen können. Wir besuchen jedes der von uns ausgezeichneten Restaurants im Laufe eines Jahres zumindest drei Mal, weil es uns die kontinuierliche Qualität besonders wichtig ist“, erklärte uns David Constable, der die aktuelle Gault&Millau UAE-Ausgabe als Chief Inspector verantwortet hat. Hinter dem Kürzel UAE verbirgt sich der Name United Arab Emirates, wozu auch Dubai gehört. Über 90 Prozent der im Guide beschriebenen Restaurants befinden sich allerdings in Dubai.

Galerie

Omar, Mohammad und Wassim (Orfali Brüder)
Omar, Mohammad und Wassim (Orfali Brüder) © Pilar Ascesio / Bon Vivant
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Kwass auf Sauerteigbasis mit Pflaumen
Kwass auf Sauerteigbasis mit Pflaumen © beigestellt
Salam Dakkak
Salam Dakkak © Wolfgang Schedelberger

Landmark-Hotel mit Luxusrestaurants

Ein besonderer Gastronomie-Hotspot ist das Atlantis-Hotel, das am äußersten Ende des künstlich geschaffenes Archipelagos „The Palm“ liegt. Das spektakulärste und bis vor kurzem auch teuerste Restaurant der Stadt ist das Ossiano, wo man während des Essens Haie und Mantarochen beobachten kann. Gleich daneben befinden sich die zwei neuen Restaurants des schwedischen Ausnahmekochs Björn Frantzén. Das Studio Frantzén ist ein legeres Bistro mit verlässlicher Küche und toller Weinkarte, das man – zumindest unter der Woche – auch ohne Reservierung besuchen kann. Damit sich die Tür zum fzn öffnet, ist eine Reservierung allerdings unerlässlich. Wie im schwedischen Stammhaus (und im Singapur-Ableger Zén), wird man im fzn auf zwei verschiedenen Ebenen verwöhnt. Zunächst geht es mit dem Privatlift einen Stock aufwärts, wo sich eine gemütliche Lounge befindet, in der man den Aperitif und erste Häppchen serviert bekommt. Die Atmosphäre erinnert an ein gemütliches Wohnzimmer mit skandinavischem Interior-Design. Das Menü wird dann eine Etage tiefer in einer offenen Küche präsentiert, wobei viele Gerichte direkt bei Tisch finalisiert werden. Die Küchenlinie ähnelt den beiden anderen Spitzenrestaurants in Stockholm und Singapur. In Erinnerung bleiben der Langustino mit crispy Rice, die legendäre Zwiebelsuppe und der fluffy Brioche mit großzügigem Trüffel-Topping. Die Weinbegleitung ist wohl die beste der ganzen Stadt, weil sie zeigt, dass man auch ohne Raritäten aus Bordeaux und Burgund begeistern kann.  

Im obersten Stock des beeindruckenden Landmark-Hotels befindet sich das Nobu, dessen Bar ein perfekter Spot für einen Sundowner darstellt. Eine ähnliche Küchenlinie (also modern asiatisch) wird im Hakkasan geboten. Außerdem wurde der Londoner Starkoch Gordon Ramsay wurde für die Betreuung zweier familienfreundlicher Casual-Konzepte (Bread Street Kitchen und Street Pizza) gewonnen. Nur ein paar hundert Meter neben dem eindrucksvollen Atlantis – The Palm wurde im Februar 2023 das Schwesterhotel Atlantis – The Royal eröffnet, wo das Dinner by Heston Blumenthal für Furore sorgt. Weitere bemerkenswerte Restaurants sind das La Mar von Gastón Acurio und das Jalo vom spanischen Spitzenkoch José Andrés. In Erinnerung bleibt aber vor allem das elegante Tee-Zeremoniell, das den ganzen Nachmittag hindurch in der schicken Lobby geboten wird. 

Dachgarten mit vielen Optionen

Viele Luxushotels wie etwa das Bulgari mit Niko Romito oder das One & Only mit Yanick Alleno sind in den letzten Jahren Partnerschaften mit berühmten Köchen eingegangen. Besonders spannend ist jedoch, was auf der begehbaren Dachterrasse des St. Regis geboten wird: Hier findet man neben dem französischen Chez Wam und dem spanischen Steakhouse Leña von Daní Garcia mit dem Smoked Room und dem Studio Trésind zwei der besten Restaurants der Stadt. Spektakulär ist auch das Aretha mit seiner plüschig roten Möblierung, das sich ab 22 Uhr in einen angesagten Tanz-Club verwandelt. Diese Restaurants verfügen allesamt über eine Alkohol-Lizenz. Die Dachterrasse ist auch direkt von der High-Class Nakheel Mall zugänglich. Hier trifft man daher nicht nur auf internationale Tourist*innen, sondern auch auf viele Expats, die ihre mehr oder weniger hart verdienten Dirhams für gutes Essen und Trinken ausgeben wollen.

Nicht nur Tourist*innen haben Hunger

Man kann in Dubai natürlich auch relativ günstig essen gehen. In allen Malls findet man die gängigen internationalen Fastfood-Ketten und kleinere lokale Anbieter, die sich auf alle nur erdenklichen Ethno-Küchen spezialisiert haben. Auch das Angebot an vegetarischen und veganen Outlets ist breit gefächert. Bunt und lustig geht es im Time Out Market zu, wo sich ein junges, trendbewusstes Publikum trifft.  

Seit ein paar Jahren hat sich abseits der Luxushotellerie eine Gastro-Szene entwickelt, in der man mittags wie abends ganz ausgezeichnet essen kann. Besonders bemerkenswert ist das bereits erwähnte Bistro Orfali Bros, das von drei Brüdern (Mohammad, Wassim und Omar) 2021 eröffnet wurde. Die Familie stammt aus dem syrischen Aleppo und musste aufgrund des Bürgerkriegs flüchten. Mohammad hat in verschiedenen spanischen Top-Restaurants gearbeitet, bevor er sich in Dubai als unterhaltsamer TV-Koch einen Namen gemacht hat. Dann startete er sein kleines und auf den ersten Blick recht unscheinbares Bistro in einer ruhigen Wohngegend – weit abseits der Touristenströme. Alkohol bekommt man hier nicht, weil die dafür notwendige Lizenz viel zu teuer wäre. Mohammad hat aus der Not eine Tugend gemacht und serviert unglaublich aromatische Fermentationsgetränke, die er selbst herstellt. Die Gerichte sind kreativ, witzig und absolut köstlich. Das erklärt auch, wieso dieses Bistro bereits zum zweiten Mal die Nummer 1 auf der regionalen 50-Best-List ist.  

Gleich neben den Orfali Bros hat Salam Dakkak ihr traditionelles arabisches Restaurant „Sufret Maryam“ eröffnet. Es ist etwas größer und ruhiger als ihr erstes Restaurant „Bait Maryam“, das im Jumeirah Lakes Towers District liegt und auf Rang 15 der aktuellen 50-Best List zu finden ist. In beiden Lokalen gibt es die traditionelle arabische Küche des mittleren Ostens, die ihre Herkunft widerspiegelt. Wie bei so vielen Palästinenser*innen ist ihr Lebensweg verschlungen, denn aufgrund der politischen Schwierigkeiten ihrer Heimat wuchs sie in Jordanien auf. Dann übersiedelte sie in jungen Jahren nach Saudi-Arabien, wo sie ihren Mann kennen lernte. Beruflich musste er zunächst nach Texas, dann ging es nach Dubai, wo sich Salams Jugendtraum von einem eigenen Restaurant endlich verwirklichen ließ. In beiden Restaurants von Salam Dakkak isst man hervorragend, luxuriös geht es allerdings nicht zur Sache. Trotz der wachsenden Popularität verzichtet Salam darauf, mit Reservierungen zu arbeiten. „Die Anerkennung durch die verschiedenen Guides macht mich stolz, aber wir wollen ein einfaches und für alle Menschen zugängliches Restaurant bleiben“, erklärt uns Salam beim gemeinsamen Mittagessen.   

Plätze wie Orfali Bros, Sufret Maryam oder das erst vor kurzem eröffnete Thai-Restaurant Manao machen eine Dubai-Reise auch abseits der Luxushotellerie interessant. Zu erwähnen sind auch das indische „Trèsind Studio“ und das (zu Recht) stark gehypte moonrise. Hier zeigt der in Dubai aufgewachsene Solemann Haddad, wie man auch ohne importiertes Know-How ein Spitzenrestaurant etablieren kann.

„Gerade für die neue Restaurant-Szene, die sich außerhalb der Luxushotellerie entwickelt, ist unser Guide wichtig, weil es hier nur selten große Marketing-Budgets gibt. Die Bevölkerung in Dubai ist so bunt gemischt, wie nur an wenig anderen Plätzen dieser Welt. Diese Vielfalt spiegelt sich jetzt auch langsam in einer eigenständigen Gastronomie-Landschaft wider“, berichtet uns Chief-Inspector David Cameron wenige Tage vor der Präsentation des aktuellen Guides.  

Dass man sich in einem muslimischen Land befindet, merkt man als Besucher*in in Dubai kaum. Somit kann man die Vereinigten Arabischen Emirate auch im Fastenmonat Ramadan, der heuer im März stattfindet, problemlos besuchen. Man sollte nur die Sommermonate meiden, weil es dann wirklich heiß wird. Von November bis April bietet sich Dubai als angenehme und problemlos zu erreichende Urlaubsdestination an.

gaultmillauae.com

von Wolfgang Schedelberger

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