28.07.2025

Südsteiermark: Solo für Walter Polz

Das Winzer-Urgestein feiert ein Comeback mit großartigen Lagenweinen vom Obegg und vom Hochgrassnitzberg.

Walter Polz
Walter Polz © privat

„Ich bin der älteste Jungwinzer Österreichs“, scherzt der umtriebige Steirer, dem man seine 60+ Lenze nicht ansieht. Nach der Abspaltung vom Familienweingut war Walter Polz ein paar Jahre als Weinchef der Domaines Kilger tätig, fand dort aber keine Erfüllung. Diese sucht er nun im kompletten Gegenteil: Anstelle von halbindustrieller Großproduktion betreibt er jetzt sein eigenes kleines Boutique-Weingut. Filetstücke vom Obegg und vom Hochgrassnitzberg sind in Privatbesitz – das sind rund fünf Hektar. Dazu kommt ein Hektar, den er vom Stift St. Lambrecht gepachtet hat und selbst bewirtschaftet.

Walter Polz keltert nur drei Sauvignons und einen Chardonnay, treibt aber all sein Tun auf die Qualitätsspitze. Er arbeitet mit unterschiedlich großen Holzfässern und Amphoren; für die Kellertechnik ist er beim Winzerkollegen Hannes Sabathi eingemietet.

Meine Weine sind die Antithese zu primärfruchtigen Sauvignon Blancs."
Walter Polz

Aktuelles Sortiment von Walter Polz
Aktuelles Sortiment von Walter Polz © Degen

Die Weine

Stone White Sauvignon Blanc
(Landwein ohne Jahrgangsangabe, aber die Beschreibung „22 x geträumt“ gibt einen Hinweis)
In Amphoren vergoren, reift ein Jahr auf der Vollhefe in Amphoren, danach ein Jahr auf der Feinhefe im Stahltank, stammt von der slowenischen Seite des Hochgrassnitzbergs. Ein kühler Sauvignon mit Zitrusnoten, gelben Früchten und Zesten in der Nase; am Gaumen feinwürzig, straff, geradlinig mit animierender Mineralik im Nachhall. Großes Trinkvergnügen.

Sauvignon Blanc Hochgrassnitzberg 2022
Die Trauben stammen von etwa 30 Jahre alten Rebstöcken der Spitzenlage Hochgrassnitzberg. Der Wein wurde im 2000-Liter-Eichenfass ohne Kühlung vergoren und blieb ein Jahr ohne Schwefel. In der Nase Quitten, weißer Pfirsich, Feuerstein; am Gaumen mit burgundischer Eleganz, ganz feine Klinge, engmaschig und kühle Mineralik. Große Oper trotz leiser Töne.

Sauvignon Blanc Hochgrassnitzberg 2021
Der kühlere Jahrgang 2021 sowie das eine Jahr mehr Reife bringen viel Finesse in die Flasche. Frische Kräuter, Minze, florale Noten in der Nase; am Gaumen gelbfruchtige Exotik, Zitruszesten, Litschi im Nachhall, dicht und extraktreich, aber von feiner Mineralik getragen.

Sauvignon Blanc Obegg 2022
Die Ried Obegg bringt mit ihrem sandigen Oberboden über einem Korallenriff körperreiche Weine bordelaiser Stilistik hervor. Die Vergärung erfolgte in 500-Liter-Eichenfässern. Die Nase ist vielschichtig mit exotischen Früchten, Grapefruit, dahinter Tabak und Karamell; am Gaumen kräftig mit intensiver Würze, schöner Dichte und cremiger Textur.

Chardonnay Obegg 2022
Der Ausbau erfolgte in 500-Liter-Tonneaux ebenso wie in Barriquefässern mit leichtem Toasting. Duft nach frischem Heu, Kamille und feinen Röstnoten; am Gaumen erst kräftig und dicht, dann mit spannender Würze mit Ingwer und weißem Pfeffer. Noch jugendlich, viel Potenzial.

Chardonnay Obegg 2021
Dunkle Kräuter und Tabak in der Nase, Zigarrenkiste; am Gaumen stoffig, holzwürzig und mit einem vielschichtigen Gewürzpotpourri, salzig, erinnert an Meursault, hat noch schönes Entwicklungspotenzial.

(Abgesehen vom Stone White, der auf 38 Euro kommt, kosten alle Weine 43 Euro ab Hof .)

Walter Polz versteht seine Rückkehr in den Weinbau als Befreiung von Kompromissen. Die Weine sind charaktervoll, terroirbetont, klar und kompromisslos. Etwas für Fortgeschrittene – spannende Gaumenweine, fern von primärfruchtigen Leichtgewichten. Ein eindrucksvolles Comeback – schön, dass es solche Jungwinzer gibt.

www.walterpolz.at

von Bernhard Degen

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