28.05.2025
Der umtriebige Sommelier macht seinen Familienbetrieb irgendwo im nirgendwo zum Wein-Kompetenzzentrum.
Es gibt einige erfolgreiche Beispiele von Gastronomiebetrieben, bei denen man nicht gerade von einer Frequenzlage sprechen kann. Und dennoch sind sie erfolgreich und landesweit bekannt. Ein derartiges Beispiel ist der Gasthof Lang in Rauchwart – sieben Kilometer südöstlich von Stegersbach im Südburgenland, wer es nicht kennen sollte. Wenn Andreas Lang nur da sitzen würde, um auf Gäste zu warten, dann wäre der Familienbetrieb längst geschlossen. „Man muss neue Wege gehen“, sagt der Wirt aus Leidenschaft. Wie diese aussehen, lesen Sie ein wenig später.
Angefangen hat alles in einem typischen burgenländischen Familienbetrieb. Zuerst gab es eine Landwirtschaft, dann ein kleines Gasthaus, das sich über Jahrzehnte weiterentwickelt hat. Andreas Langs Großeltern machten dann erste Fremdenzimmer, seine Eltern haben das weiter ausgebaut. „Ich bin ein klassisches Wirtshauskind“, sagt der Unternehmer. Seine Ausbildung war dann anfangs ebenso klassisch. Nach einer Koch-Kellner-Lehre in Bad Tatzmannsdorf machte er eine Sommelier-Ausbildung bei seinen Lehrherren im Thermen-Vital-Hotel. Danach heuerte er im Wiener Restaurant „Das Turm“ an und feierte an der Seite von Küchenchef Heinz Preschan als Sommelier und Restaurantleiter schöne Erfolge. Sieben Jahre lang – eine Seltenheit heutzutage.
Dann wurde er von Yves Michel Müller in der Vinothek „Der Wein“ als Geschäftsführer engagiert:
Das war meine wichtigste Zeit in Sachen Wein, ich durfte die großen Namen aus Frankreich und Italien verwalten und verkosten, das hat mir den Feinschliff verpasst.“
2019 schließlich kehrte er an den elterlichen Betrieb ins Südburgenland zurück, wo er an den Wochenenden sowieso immer gearbeitet hat. Parallel hat er sich eine eigene Getränkemarken aufgebaut: Öriginal. Mit innovativen Kreationen wie Cola-Fichte, Zuckerwatter, Uhudler-Tonic, Uhudler-Gin etc. hat er sich ein zweites Standbein geschaffen – eigentlich ein drittes, weil er auch in der Sommelier-Ausbildung führend aktiv ist.
Gault&Millau: Wie sind Sie Präsident der Vienna Somms geworden?
Andreas Lang: Ich war in mehreren Sommelier-Vereinen und besonders beim Jugendaufbau immer sehr engagiert. Ich habe Trainings für internationale Bewerbe organisiert. Der Pandemie geschuldet habe ich eine Online-Plattform gegründet und ein System entwickelt, bei dem wir kleine Flaschen abgefüllt und versendet haben. Damit sind wir immer noch am Leben, damit sind Verkostungstrainings von zu Hause aus möglich. Die Vienna Somms sind ein eigener Verein unter der Schirmherrschaft der Sommelier Union Austria, komplett auf den Jugendaufbau fokussiert. Mit unseren Online-Verkostungen zeigen wir, was in der Sommellerie alles möglich ist!
Wie ist Ihre Wahrnehmung – wie verändert sich der Weinkonsum gerade? Wohin geht die Reise?
Im Gasthaus, bei Festen und Feiern geht der Weinkonsum stark zurück, das liegt generell am Alkoholkonsum, der sich signifikant verändert hat. Freitag und Samstag sind die schwächsten Tage. Im Gasthaus zu trinken ist komplett vorbei. Die ursprünglichen Funktionen des Wirtshauses sind nicht mehr gegeben, die Kommunikation hat sich verlagert. Daher muss man als Gastronom neue Wege schaffen. Ich mache das mit Weinseminaren und Weinverkostungen – die verkaufen wir auch über Jochen Schweitzer und MyDays.
Es wird grundsätzlich weniger getrunken. Menschen achten mehr auf Gesundheit – vegetarisch & vegan kommt auch langsam im Südburgenland an. Bewusste Ernährung, Rücksicht auf Unverträglichkeiten etc. dürfen kein Problem mehr sein. Viele Vereine haben sich in Corona-Zeiten Clubhäuser mit modernsten Schankanlagen gebaut – da kommen viele Gastronomen nicht mit. Als Betrieb muss man sich immer wieder neu erfinden – mit Verkostungen geht auch der Zimmerverkauf gut. Das Gasthaus allein ist nicht mehr überlebensfähig. Ohne Online geht einmal gar nichts. Um 8 Uhr geht das Tagesmenü raus etc. Man muss dahinter sein.
Wenn Sie den Sommellerie-Nachwuchs in Österreich motivieren möchten – wie würden Sie junge Leute davon überzeugen, dass Sommelière/Sommelier der schönste Job der Welt ist?
Ich zeige, dass die ganze Welt offen steht, dass man nicht den ganzen Tag im Büro sitzen muss, man kann Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das ist das Schöne daran. Bei einem Weinseminar sind Kunden erstaunt, was da alles möglich ist und was man alles machen kann mit Wein: das Runterkommen, den Stress vom Alltag vergessen ... Wein hat eine jahrtausendealte Geschichte und wir wissen immer noch nicht alles.
Welche Rolle hat die österreichische Sommelier-Union bei Ihrem Werdegang gespielt?
Die war ganz, ganz wichtig. Die Sommelier Union ist Anlaufstelle, wo man sich melden kann und wo man dann aufgenommen wird. Es gibt nichts Schlimmeres, wenn Potenzial vorhanden ist und man sich nirgends hinwenden kann. Talente werden im ganzen Prozess begleitet. Auch Medienarbeit ist ganz wichtig.
Welche Aktivitäten der Sommelier-Union sollten Nachwuchs-Somms keinesfalls auslassen?
Zum Reinschnuppern und Probieren kann jeder gerne mal eine Online-Verkostung mitmachen. Man kann sich komplett zurückhalten – ohne Ton, ohne Bild. Jeder kann entscheiden, wie sehr man sich einbringen möchte. Man kann sich langsam hineingleiten lassen. Zudem sollte man Vor-Ort-Workshops von allen Sommeliervereinen besuchen! Schulungen, Verkostungen, Ausflüge etc. Die Veranstaltungen von trinkreif sind ein Tipp! Die Verkostung von Romanée-Conti werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
Was hat Sie in Ihrer Praxis als Sommelier am meisten überrascht?
In der Vinothek habe ich gelernt, dass man die Leute nicht nach dem ersten Eindruck beurteilen sollte. Da kamen Kunden in Schlapfen und kurzer Hose – die kauften an einem Nachmittag um die 30.000 Euro Wein ein. Dann kamen wieder andere mit teurer Designkleidung – die hatten gar nichts drauf.
Wie überraschen Sie selbst Ihre Gäste?
Mit Uhudler-Gin und Uhudler-Tonic. Die sind einzigartig und nicht vergleichbar. Das punktet immer gut. Wir haben zu Weihnachten auch Mandarinen-Gin-Tonic gemacht. Der kommt super an, weil die Gäste es einfach nicht kennen. Man muss sich immer etwas Neues ausdenken, probieren und sich trauen.
Was sind die Momente, wo Sie denken: „Ich habe genau den richtigen Job gewählt“?
Wenn Menschen mit einem Lächeln das Lokal verlassen, wenn die Dienstleistung gepasst hat. Jemandem Freude zu bereiten – das ist das Schönste, was man machen kann.
Haben Sie noch einen Tipp für den Nachwuchs?
Unbedingt dranbleiben! Die Weinwelt ist spannend – wir brauchen tolle Mitarbeiter. Die Aufstiegschancen waren noch nie so gut wie heute. Die guten Leute crashen durch – vom Lehrling bis zum Hoteldirektor.
Nutzt die Chancen und greift an!
von Bernhard Degen
(bezahlte Einschaltung)
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