23.09.2025

Vinophile Geheimtipps der Steiermark

Vom Schilcherland über das Sausal in das Vulkanland und über die Oststeirische Römerweinstraße zum Grazer Stadtwein.

Weingut Posch, Ried Hollerberg
Weingut Posch, Ried Hollerberg © Posch Weine

Die Steiermark ist nicht nur das Bundesland mit den mitunter besten Weinen des Landes, sie ist auch weltweit bekannt für ihre malerischen Weinberge und einzigartigen Weinstraßen. An einem schönen Wochenende herrscht hier folgerichtig lebendiges Treiben, und freie Plätze in den Buschenschänken sind heiß begehrt. Wir haben uns daher auf die Suche nach Geheimtipps und unbekannteren Weinregionen der Steiermark gemacht und wahre Schätze gefunden.

Schilcherland

Wir beginnen mit der Schilcherweinstraße, wo es schon lange nicht bloß die namensgebende und polarisierende Rosé-Spezialität gibt, sondern auch tolle Schaumweine und erfrischende Weißweine. Entlang der Route durch die sanften Hügel der Weststeiermark laden Buschenschänken, Vinotheken und spektakuläre Aussichtspunkte dazu ein, regionale Spezialitäten mit dem charakteristischen Wein zu genießen. Für Weintourist:innen bietet sie eine ideale Mischung aus kulinarischem Erlebnis, landschaftlicher Schönheit und kulturellen Höhepunkten. Seit 2020 vinifiziert Fabian Bayer, nachdem er das Weingut Trapl von seinem Onkel übernommen hat, Weine auf dem seit über 400 Jahren bestehenden Gut. Aushängeschild ist zweifelsohne die Sorte Blauer Wildbacher, die hier zu einem wunderbaren Schilcher ausgebaut wird.

Ein echter Geheimtipp ist das nördlich gelegene Weingut mit Buschenschank der Familie Dorner auf einem Hügel in Reiteregg westlich von Graz. Der Hof wird bereits von der siebenten Generation geführt; in der Buschenschank setzt man auf nachhaltig produzierte Lebensmittel und von den Jahreszeiten inspirierte Gerichte.

Galerie

Weingut Kobatl
Weingut Kobatl © Bernhard Bergmann
Gottfried Lamprecht
Gottfried Lamprecht © Herrenhof Lamprecht
Die steilsten Weingärten gibt es in Kitzeck
Die steilsten Weingärten gibt es in Kitzeck © Steiermark Tourismus / Guenther Steininger
Ried Gaisriegl bei Kitzeck
Ried Gaisriegl bei Kitzeck © Weingut Scbhauer

Kitzeck

Die Südsteiermark ist ob ihrer Schönheit und der hohen Dichte an Spitzenweingütern weithin bekannt, insbesondere die Südsteirische Weinstraße. Etwas abseits liegt das Sausal mit den steilsten und höchsten Weingärten des Landes. Kitzeck liegt sogar so hoch, dass es aus dem Urmeer herausragte und die Reben in den oberen Lagen daher auf kargen Schieferböden und nicht auf kalkgeprägten Riffen wurzeln. Der in der Steiermark seltene Riesling fühlt sich hier besonders wohl. Familie Schauer bewirtschaftet einige der steilsten Weingärten und führt eine wunderbare Buschenschank mit regionalen Spezialitäten.

Vulkanland

Die kleine Weinbaugemeinde Klöch thront auf einem erloschenen Vulkan und ist die unbestrittene Traminerhochburg Österreichs. Das Vulkanland erstreckt sich als Weinbaugebiet über eine eindrucksvolle Fläche, reicht bis tief in die Oststeiermark hinein und birgt vinophile Schätze, die noch entdeckt werden wollen. Das Weingut Ploder-Rosenberg liegt bei St. Peter am Ottersbach und ist Vorreiter beim biodynamischen Weinbau; die Cuvées enthalten oft PIWI-Sorten, also pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen, die weitgehend ohne Spritzungen auskommen. Auch Josef Scharl bei St. Anna am Aigen hat sich Expertenstatus bei PIWI-Sorten erarbeitet. Der Biohof Kobatl produziert neben ausgewählten PIWI-Weinen auch Essig, Cider und Fruchtsäfte. In der hauseigenen Buschenschank, der „Grean“, werden an Wochenenden vegetarische und vegane Speisen aufgetischt. 

Im eigenen Land oft verkannt und nur wenig bekannt ist Gottfried Lamprecht, der auf dem Herrenhof, einem ehemaligen Gutshof der Chorherren des Stiftes Vorau, Visionen auf den Boden bringt. Der Bio-Winzer hat beispielsweise einen in der Steiermark unüblichen Gemischten Satz mit fast vergessenen Rebsorten ausgepflanzt. Mittlerweile sind es bereits über 100 – teilweise uralte, hier heimisch gewesene – Sorten. Haben Sie schon einmal etwas von Adelfränkisch, Affenthaler, Bettlertraube oder Gelbem Augster gehört?

Oststeirische Römerweinstraße

Authentische und selbst bei Weinfreund:innen weitgehend unbekannte Betriebe findet man entlang der Oststeirischen Römerweinstraße im Dreieck zwischen Weiz, Ilz und Hartberg. Familie Posch aus Romatschachen betreibt seit 1890 in siebenter Generation Weinbau; die Geschichte des Hofes selbst ist bis in das Jahr 1188 nachweisbar. Neben dem Wein und den kulinarischen Köstlichkeiten der Buschenschank liegt der Familie das Lesen und die Literatur sehr am Herzen, weshalb eine Lesestube in einen Selbstbedienungsshop integriert wurde.

Graz

Wenn wir von wenig bekannten und fast schon exotischen Weinen sprechen, dann dürfen wir eines der spannendsten Projekte des Landes nicht vergessen: der Falter Ego Grazer Stadtwein. Die wenigsten wissen, dass in Graz schon seit dem Jahr 1140 Wein angebaut wird. Der Gegend um den Kehlberg im Süden der Stadt brachte es sogar den Spitznamen „Kleingrinzing“ ein. 1967 beendete der letzte Weinbauer auf diesem historischen Weinberg seine Tätigkeit, und er geriet für 50 Jahre in Vergessenheit, bis 2017 Hannes Sabathi dem Weingarten wieder Leben einhauchte. Rebsorten wie Sauvignon Blanc und Grauburgunder bringen elegante und fruchtbetonte Weine mit dichtem Kern und langem Abgang.

von Bernhard Degen

Steirischer Wein im Glas
Steirischer Wein im Glas © Steiermark Tourismus / Elena Egger

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