09.03.2022
Wein-Experte Morandell lud zur historischen Vertikale und entkorkte die 15 besten Jahrgänge Testamatta aus zwei Jahrzehnten.
Es ist eine eindrucksvolle Geschichte, die der Künstler Bibi Graetz als Winzer geschrieben hat. Die aus Norwegen stammende Familie hat einen Landsitz in den Hügeln von Fiesole erworben und sich ihrer Kunst gewidmet. Bibi Graetz entwickelte eine Leidenschaft für Wein und startete ein aus seiner Sicht verrücktes Projekt, er begann Wein zu machen: Flaggschiff des Hauses ist der reinsortige Sangiovese Testamatta, was so viel wie Tollkopf bedeutet. Nun so verrückt war die Idee gar nicht, denn schon der zweite Jahrgang des Testamatta, der Jahrgang 2001, wurde auf der Vinexpo in Bordeaux als "Bester Wein der Welt" ausgezeichnet.
In zwei Jahrzehnten hat das junge Weingut eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Graetz hatte von Beginn an das richtige Gespür für die Auswahl seiner Weinberge. Autochthone toskanische Rebsorten, alte Rebstöcke und hohe Lagen sind die wertvollen Merkmale für die Herstellung seiner Weine. Im Keller behandelt der Winzer den Wein wie ein Kunstwerk, er ist frei und darf sich entfalten. Die offene Barrique-Gärung, die Spontanvergärung und die Verwendung von alten Barriques erlauben es dem Wein und dem Terroir, ihre Aromen und Geschmacksnoten auf natürliche Weise zu entwickeln.
In den ersten Jahren seiner Arbeit war Bibi Graetz immer auf der Suche nach Kraft und Intensität in seinen Weinen. Mit dem Jahrgang 2009 entdeckte er aber das Potenzial von feinnervigen, eleganten Weinen. Die Weine, die in den zweiten zehn Jahren der Arbeit von Bibi Graetz produziert werden, sind transparenter, harmonischer und charakterstark. Der Jahrgang 2018 ist ein außergewöhnliches Beispiel für diese neue Perspektive: Seine Assemblage wurde während des ersten Lockdowns hergestellt. Graetz konnte sich zu 100 Prozent seinen Weinen und seiner Familie widmen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, der 2018er brilliert mit frischer Anmutung, Aromen von grünen Kräutern und feiner Würze. Schon jetzt ist er wunderbar antrinkbar, sein volles Potenzial wird er aber erst zeigen. Dennoch hagelte es Höchstwertungen rund um den Globus, dem Weinmagazin “Decanter” war er auf Anhieb 100 Punkte wert.
Der eben präsentierte Jubiläums-Jahrgang 2019 hat für Bibi Graetz die Eleganz und die Finesse erreicht, die er immer angestrebt hat. Der Testamatta 2019 ist der ultimative Ausdruck seiner Vorstellung von Sangiovese.
Testamatta 2001: Bordelaiser Stilistik mit viel Kraft, Würze und kräftiger Tanninstruktur. Trotz seines Alters in einer großartigen Reifephase.
Testamatta 2007: Gelungene Balance aus Holzeinsatz, Fruchtnoten, Säure und Tanninstruktur. Aktuell in perfekter Reife.
Testamatta 2011: Stilwechsel klar erkennbar, straffe, mineralische Struktur, Aromen von Weichsel und Balsamessig, feine Würze am Gaumen, äußerst präzise Ausprägung.
Testamatta 2016: ein weiterer Quantensprung in der Entwicklung, elegant und dennoch druckvoll. Haselnuss und Kräuter in der Nase, warme Würze und Rhabarber am Gaumen, noch viel Potenzial.
Testamatta 2018: Betörende Frische mit Minze und Pastinake in der Nase, kühle Würze und engmaschige Tannine am Gaumen, noch großes Potzenzial.
Testamatta 2019: Der Jubiläumsjahrgang ist eine Krönung der zwei Jahrzehnte Testamatta: elegant, straff, mineralisch. Reife Kirschen und Mokka-Noten in der Nase, perfekte Balance am Gaumen. Alle Anlagen für ein langes Leben.
Die beiden letztgenannten Jahrgänge sind für € 99,90 bei Vinorama erhältlich.
von Bernhard Degen
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