27.05.2024

Am Anfang waren da nur Schafe

Besuch auf der Tenuta Monteti, die eine Schriftstellerin und ein Minister gegründet haben und jetzt von einer Regisseurin und einem Diplomaten geführt wird.

Javier Pedrazzini
Javier Pedrazzini © Jürgen Schmücking

Die Maremma ist der Süden der Toskana. Capalbio, ein markantes (historisches) Räubernest samt Burg eine der südlichsten Gemeinden und die Tenuta Monteti das wahrscheinlich südlichste Weingut der Toskana. Dabei ist Tenuta Monteti nicht nur der Lage wegen hochgradig spannend. Vor einem Viertel-Jahrhundert zog es Paolo Baratta und seine Frau Gemma Bracco in diese Gegend. Wein war damals nicht wirklich ein Thema. Weder bei dem Paar noch in der Region selbst. Dort, wo heute die Reben in Reih und Glied stehen, der Monteti-Hügel das Mikroklima reguliert und die Trauben zu fantastischen Weinen verarbeitet werden, haben früher höchstens Schafherden gegrast. Den Pecorino, den ikonischen Schafkäse der Maremma gab es schon, lange bevor die ersten Reben gepflanzt wurden. 

Baratta und Bracco kamen ebenfalls aus keiner Weindynastie. In Italien kannten sie trotzdem viele Menschen. Gemma war erfolgreiche Schriftstellerin, Paolo Baratta Minister in drei Regierungen. 2010 übernahm die nächste Generation das Ruder. Und auch die beiden haben Lebensläufe, die im Weingeschäft eher ungewöhnlich sind. Paolo Barattas Tochter Eva hat Wurzeln in der Filmbranche und als Regisseurin beachtliche Dokus gedreht, Javier Pedrazzini ist Argentinier und war zwei Jahrzehnte für sein Land als Diplomat in der Welt unterwegs.

Die ausgepflanzten Rebsorten spiegeln davon etwas wider. Obwohl in der Region spannende Weine, wie der Ciliegiollo oder der Morellino di Scansano gekeltert werden, entschieden sich die Weinmacher*innen auf Monteti für die internationalen Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Petit Verdot, Mourvedre (für den Rosé) und Alicante Bouschet. Zu Recht, wie die drei Weine zeigen, die das Weingut auf den Markt bringt.

Galerie

Das Weingut
Das Weingut © Jürgen Schmücking
Eindrucksvolle Bodenstruktur
Eindrucksvolle Bodenstruktur © Jürgen Schmücking
Die Weingärten
Die Weingärten © Jürgen Schmücking
Javier Pedrazzini
Javier Pedrazzini © Jürgen Schmücking

Caburnio und Monteti, so die beiden Rotweine, wurden 2004 zum ersten Mal vinifiziert und 2007 auf den Markt gebracht. Gewiss eine lange Flaschenreife, die die Weinmacher*innen von Monteti ihren Weinen gönnen. Aber das Warten lohnt. Es sind saftige, elegante und ausgesprochen würzige Weine. Der Caburnio ist eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Alicante Bouschet und Merlot, wobei der Exot, die Rebsorte Alicante Bouschet, dem Wein einen dunklen Farbakzent und einiges an Frucht bringt. Monteti ist das Flaggschiff der Tenuta. Ebenfalls eine Cuvée mit Petit Verdot als solides Fundament, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon liefern die Akzente und tragen zum harmonischen Gesamtbild bei. Jahrgänge wie 2008 oder 2013 zeigen eindrucksvoll, wie stark das Potential ist. Sie stehen immer noch kerzengerade im Glas und begeistern trotzdem mit nobler Reife. Oder 2016. Ein Wein, der dermaßen frisch und jugendlich im Glas steht, dass es eine Freude ist. Übrigens auch der erste Jahrgang, der mit den begehrten "3 Gläsern" vom Gambero Rosso ausgezeichnet wurde.

Das Weingut kann (und sollte) auch besucht werden. Der Weine wegen. Aber auch, weil es eine atemberaubend wilde und schöne Landschaft ist. Und wegen des Pecorino. Denn auch, wenn es jetzt ein stattliches Weingut am Fuß des Monteti gibt. Sie sind immer noch da, die Schafe der Maremma.

www.tenutamonteti.it

von Jürgen Schmücking

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