26.07.2023
Ein Best-Of der schönsten Innenhöfe und Schanigärten, bei denen sich ein Besuch anfühlt, als wäre man auf Urlaub.
Es kommt schon vor, dass man im Alltag wie mit Scheuklappen durch seine Heimat hastet, ohne deren Schönheiten wahrzunehmen. Wohnen, wo andere Urlaub machen, hat mehr Positives als Negatives, wenn man nicht gerade in Hallstatt oder Venedig zu Hause ist. Wir sind für Sie mit offenen Augen durch Wien flaniert und haben ein Best-Of an Hidden Places abseits der altbekannten Blockbuster gesammelt, wo man sich im Sommer besonders wohl fühlt und wo man mit good Vibes aufgeladen wird.
Der verborgene Park hinter dem Palais Auersperg ist ein Kleinod im Herzen der Donaumetropole. Alter Baumbestand, eine großzügige Wiesenfläche mit sommerlicher Meublage sowie ein guter Mix aus Streetfood und Bars machen es zu einer absoluten Empfehlung. Sogar Fine Dining wird in Kooperation mit Gault&Millau angeboten (Zum Programm)
Dass der Platz vor der Piaristenkirche eigentlich Jodok Fink Platz heißt, wissen nur wenige. Ebenso, dass sich darauf zwei der stimmigsten Gastgärten von Wien befinden. Der eine gehört dem authentischen und bestens etablierten italienischen Ristorante Il Sestante. Der andere dem eben eröffneten Treu am Platzl, wo es ausgiebiges Frühstück bis in den Nachmittag, neu interpretierte Wiener Kaffeehauskultur und moderne Gerichte gibt. (Siehe Foto oben)
Ein ähnlich pittoresker Platz ist jener vor der Kirche St. Josef im zweiten Bezirk. Seit kurzem bespielt Naturweinexperte Vinifero den mediterran anmutenden Gastgarten am Karmeliterplatz. Ein paar Gläschen Pet Nat oder maischevergorener Wein und man wähnt sich auf einer Piazza in Süditalien. Ähnliches kann einem im stärker frequentierten Ulrich neben der Kirche St. Ulrich im siebenten Wiener Bezirk widerfahren.
In der unteren Taborstraße in der Leopoldstadt muss man wohnen oder zufällig auf Durchreise sein, sonst gibt es hier wirklich nichts zu sehen. Erfreuliche Ausnahme ist die wunderbare Brasserie Poldie mit dem versteckten Innenhof. Hier werden alle frankophilen Klassiker zelebriert, die wir so lieben: Crèmant, Champagner, französische Weine, Austern, Moules frites, Beef Tatar, Terrinen, Pasteten und vieles mehr.
Kaum ein Gewässer steht so für tageweise Sommerfrische wie die Alte Donau. Sie ist umgeben von mehr oder weniger empfehlenswerter Gastronomie, die im Sommer das Luxusproblem hat, dass sie an schönen Tagen immer ausgebucht ist. Weshalb mitunter die Qualität leidet. Verlässlich gut ist das Bootshaus der Familie Querfeld oder gegenüber Zur Alten Kaisermühle. Alle lieben aber das kultige Strandgasthaus Birner, wo die Kellner ein waghalsiges Schauspiel liefern, wenn sie volle Tabletts über die mitunter stark frequentierte Straße balancieren.
In einem anderen Universum als der Birner befindet sich die Clementine im Palais Coburg. Sie liegt erhöht auf der ehemaligen Bastei und hat wegen des Zugangs durch das Luxushotel wohl einen der verstecktesten Gastgärten im Herzen von Wien. Die Küche bietet hohes Niveau, ist zeitgemäß und leicht. Das Frühstück ist ebenso sehr empfehlenswert.
Es ist gar nicht versteckt und dennoch wird das avantgardistische Foraging-Konzept des mitten am Karlsplatz liegenden Heuer wenig wahrgenommen. Die neuen Betreiber legen großen Wert auf Bio-Qualität, eigene Kräuter und Essenzen und regionale Herkunft. Der Gastgarten ist trotz des lebhaften Verkehrs ruhig und profitiert von altem Baumbestand.
Er ist wohl der bekannteste Park der Stadt und dennoch fristet die Gastronomie ein Schattendasein. Was im Sommer ja durchaus willkommen sein kann. Die wunderbare Terrasse des Kursalons wird in diesem Sommer mit dem mediterranen Konzept “Johann im Park bespielt”.
Unmittelbar daneben liegt der wunderbar schattige Kleinod Stadtgarten, der einerseits die bekannte Drink-Expertise der anderen Kleinod-Bars mitbringt und andererseits auf zwei gefragte Pizza-Experten setzt. Das Team des l’Autentico zaubert original neapolitanische Pizza, Al Taglio widerum setzt auf den römischen Konterpart und serviert Schnittpizza.
Der Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider und ist angesichts der vielen traumhaften Plätze, die es in Wien gibt, keineswegs repräsentativ. Insbesonders auf die wunderbaren Heurigen und Buschenschänken konnten wir hier nicht eingehen (kommt aber noch!). Für Empfehlungen sind wir jedenfalls durchaus empfänglich: redaktion@gaultmillau.at
von Bernhard Degen
Melden Sie sich kostenlos für unseren wöchentlichen Newsletter an.