Hinter der Info steckt eine gut und ernst gemeinte Empfehlung, die Gelegenheit noch wahrzunehmen, und sich zumindest einen Teil der 192 präsentierten Länder anzuschauen. Es ist übrigens die größte Expo der Geschichte. Das Thema der aktuellen Weltausstellung lautet „Connecting Minds, Creating the Future“, was sich in drei großen Kategorien abspielt: Opportunity (Chancen), Mobility (Mobilität) und Sustainability (Nachhaltigkeit). Der gemeinsame Nenner aller Initiativen: Man kann nicht nur nachlässigen Konzernen den schwarzen Peter zuschieben – wir haben alle die Fähigkeit, eine bessere Welt zu kreieren. Die Frage ist nur, wie wir all unsere Kräfte, Ideen und Gedanken und verbinden können.
Wir haben gerade die Expo besucht und die wichtigsten Highlights dazu für euch zusammengestellt:
- Al Wasl Plaza: Zentrum der Expo. Al Wasl ist nicht nur der historische Name von Dubai, sondern zugleich das arabische Wort für Verbindung, passend zum Expo-Motto. Über dem zentralen Platz der Weltausstellung erhebt sich eine Kuppel in 70 Meter Höhe. Das Dach ist in verspielter Wabenstruktur gestaltet und dient so als 360-Grad-Projektionsfläche.
- Terra: Den Nachhaltigkeitspavillon erkennt man schon von Weitem an den mehr als 1.000 Solarzellen, die wie eine riesige Satellitenschüssel auf dem Dach des Pavillons installiert sind. Sie produzieren vier Gigawattstunden alternative Energie pro Jahr – genug, um 900.000 Handys aufzuladen. Im Themenpavillon wird man aber auch mit der Zerstörung der Natur durch den Menschen konfrontiert. Das Ziel ist es, dem Besucher vor Augen zu führen, welchen persönlichen Einfluss er auf die Umwelt hat.
- Österreich: Unter dem Motto „Austria makes Sense“ bietet der österreichische Pavillon einen wunderschönen, entschleunigten Raum, der seine Gäste dazu einlädt, mit allen Sinnen wahrzunehmen. Eine Oase der Gelassenheit, ein erfrischender Kontrast zu den digitalen Feuerwerken, die die meisten anderen Ausstellungen dominieren. Und so gar kein Spiel mit österreichischen Klischees.
Österreich Pavillon © Martina Hohenlohe
- Saudi Arabien: In Form eines kolossalen Monolithen ist der Pavillon in einem Winkel von 24 Grad in die Erde eingelassen und präsentiert eine gigantische mediale Show. Der Pavillon ist ein einziger Superlativ: Mit dem längsten interaktiven Wasserspiel (32 m), dem größten LED-Spiegelbildschirm mit 1.305,5 m² und dem größten interaktiven LED-Boden mit 8.500 Lichtern hat der Pavillon nicht nur bereits drei Guinness-Weltrekorde gebrochen, sondern spiegelt auch die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Königreichs Saudi-Arabien durch bahnbrechende Technologien wider. Die große Überraschung: Für diese unfassbare technische Show ist ein österreichisches Unternehmen verantwortlich – Kraftwerk/Living Technologies aus Wels. Mit einer Fläche von zwei Fußballfeldern und einer Größe von rund 13 000 m² ist er der zweitgrößte Länderpavillon (nach dem der Vereinigten Arabischen Emirate) und als „Legacy“-Pavillon konzipiert, was bedeutet, dass er auch nach der Expo bestehen bleibt.
- Deutschland: Auf dem „Campus Germany“, wie der Pavillon offiziell heißt, sollen Ideen und Konzepte zum Umweltschutz aus Deutschland präsentiert werden. Sehr pragmatisch demonstriert, aber durchaus eindrucksvoll und klar strukturiert. Zu Beginn müssen sich alle Gäste „immatrikulieren“ (Angabe des Vornamens, Herkunftsland und gewünschte Sprache). Anschließend werden verschiedene Seminare durchlaufen wie zum Beispiel das „Energy Lab“ oder das „Future City Lab“ mit vielen Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Rundgangs kommt man in die „Graduation Hall“. Dort gilt es, spielerisch das Motto der Expo umzusetzen: Durch gemeinsames Engagement lässt sich viel bewegen. Dies wird in Form von Schaukeln dargestellt, die die Besucher gemeinsam im richtigen Takt in Schwung bringen müssen.
- Spanien: In seiner äußeren Form fast ein Zwilling des österreichischen Pavillons, bietet er eine abwechslungsreiche Ausstellung, die ganz unterschiedliche Themen sehr frei und künstlerisch kombiniert – von der Geschichte des Schachspiels bis zu einer Figur aus „Haus des Geldes“. Das Dach des spanischen Pavillons besteht aus neun aufblasbaren Zylindern. Aus dem speziellen Material ETFE gefertigt ist er besonders leicht und kann schnell an andere Orte transportiert werden. Die konische Architektur sorgt außerdem für eine natürliche Kühlung. Der Ausstellung im Wartebereich folgt eine riesen- und rätselhafte interaktive Medienskulptur, danach wird man in ein klassisches Kino mit einem sehenswerten Film geführt sowie in einen interaktiven Ausstellungsraum. Sehenswert.
- Japan: Der Pavillon bietet sicher das poetischste Besuchserlebnis. Neben der einleitenden Show, die Nebel, Beamer und Fadenvorhänge unvergleichlich ästhetisch kombiniert, bleibt definitiv die Ausstellung der Miniaturuniversen des japanischen Künstlers Tatsuya Tanaka in Erinnerung, die Visionen und Ideen Japans in spielerischen Dioramen mit aufwendigen Details präsentiert. Am Ende taucht jeder Besucher in Form eines projizierten Avatars auf, der gemeinsam mit den anderen einen Beitrag zu unserer Zukunft leisten soll. Der Pavillon ist eines der begehrtesten Ziele auf der Expo, daher muss man sich vorab online für einen Timeslot registrieren.
- Schweiz: Architektur als große Geste – die schräge Spiegelwand lässt BesucherInnen des Pavillons zum Teil der Fassade werden. Außerdem spiegeln sich die österreichischen Türme darin. Und dann: Eine Bergtour im Nebel. Multisensorisch, überraschend, erfrischend. Das bringt die Gäste für einen Moment in die kühlen Schweizer Alpen. Der Rest der Ausstellung ist eher eine eindimensionale Sponsorenpräsentation. Aber der Anfang macht richtig Spaß.
Schweiz Pavillon © Martina Hohenlohe
- Water Feature: Der künstliche Wasserfall, geschaffen von der kalifornischen Firma WET Design, gleicht einem riesigen Amphitheater. Aus 13 Metern Höhe stürzen die Wasserbäche in eine spezielle Schüssel, um sich bei Einbruch der Dunkelheit umzudrehen und nach oben zu steigen. Die Show wird mit Musik bespielt, die vom Komponisten Ramin Djawadi, dem Autor des „Game of Thrones“-Soundtracks, komponiert wurde.
Eat at Expo
© Martina Hohenlohe
- Adrift Burger Bar – Mobility District: Gefeierte Burger Bar aus Venice Beach/Kalifornien. Man bekommt David Myers’ berühmte klassische Burger, ebenso eine pflanzenbasierte Variante. Unbedingt probieren: Curry leaf fries.
- Alkebulan – Jubilee Food Hall: Alkebulan ist der älteste Name für Afrika, der mit Mutter der Menschheit übersetzt werden kann. Dahinter steckt das kulinarische Konzept des mehrfach ausgezeichneten Kochs Alexander Smalls, ein ehemaliger Opernsäger, der auf Kochen umsattelte, und das durchaus erfolgreich. Zeitgemäße afrikanische Küche quer über den Kontinent.
- Bombay Brasserie – Indian Pavillion: Bombay Brasserie begeistert seine Fangemeinde in Londons Kensington District schon seit den frühen 1980er-Jahren, nun zeigt Chef Ajay auf der Expo seine eklektische und ins 21. Jahrhundert übersetzte Interpretation der indischen Küche.
- Rohit Ghai: Eine Größe unter den internationalen Ethnos Küchen, Rohit Ghai, bringt sein berühmtes Restaurant Kutir aus London zur Expo. Experimentelle indische Küche, sehr spannend.
- Mokha 1450 Specialty Coffee – Jamaica Pavillon: Auf einen Kaffee nach Jamaica, den hier wird der echte Jamaica Blue Mountain Grade One Coffee angeboten, einer der teuersten und seltensten Kaffeesorten der Welt.
© Martina Hohenlohe
expo2020dubai.com
Tagesticket € 23,-
von Martina Hohenlohe