26.11.2024
Wiener Schnitzel statt Tafelspitz – die Plachutta-Gastronomie entwickelt sich weiter in Richtung Brösel-Blockbuster.
Es war ein langfristiges Projekt. Einerseits dauerte es schon mehrere Jahre, in denen eine Tiefgaragen-Großbaustelle den Neuen Markt mitsamt seinem wunderschönen Donnerbrunnen zum Trümmerfeld machte (Baubeginn war 2019, ein Jahr später kam Corona). Die Gastronomie litt enorm und Restaurants wie das gut etablierte Restaurant Ferdinand mussten schließen. Andererseits hatte es Mario Plachutta auch nicht eilig mit der Eröffnung seines neuen Lokals, das er in selbiger Immobilie geplant hatte. Es dauerte bis Ende November 2024, da war der Neue Markt schon lange wieder ein Schmuckstück – tatsächlich schöner als je zuvor, denn fast der ganze Platz ist Fußgängerzone geworden, und sogar Bäume wurden gepflanzt. Nun ist auch das lange erwartete, siebente Restaurant der Plachutta-Familie eröffnet.
Der Fokus liegt klar auf Original Wiener Schnitzel vom Kalb, wie man es schon vom Plachutta bei der Oper kennt. Es kommt auf 22,50 Euro ohne Beilagen. Den traditionellen Wiener Tafelspitz, für den die Familie Plachutta berühmt ist, sucht man hier vergebens. Aber immerhin gibt es eine Variante: den Wiener Suppentopf vom Weideochsen, im Kupfergefäß serviert, mit gewürfeltem Tafelstück, Wurzelgemüse, Erbsen, hausgemachten Suppennudeln, Markscheibe & gebähtem Sauerteigbrot (19,80 Euro).
Der marinierte Tafelspitz mit Käferbohnen und Kernöl (12,90 Euro) als Vorspeise ist wegen Plachuttas guten Beziehungen zu Rindfleischlieferant*innen sicherlich gelungen, hat aber mit dem berühmten Tafelspitz nichts zu tun. Auch beim Beef Tatar ist gute Fleischqualität der wichtigste Parameter, es wird in zwei Größen serviert (16,90 bzw. 21 Euro). Gottseidank gibt es auch Plachuttas Rindsuppe mit sechs verschiedenen Einlage-Optionen (6,80 Euro).
Die Hauptgänge sind überwiegend fleischlastig. Als Hommage an die Wiener Gasthausküche gibt es ein Salonbeuschel mit Serviettenknödel (17,80 Euro). Glacierte Kalbsleberfilets mit Balsamicoschalotten und Erdäpfelpüree (19,80 Euro) sind auch ein sichtbares Zeichen, dass hier keineswegs bloß mit Edelteilen gearbeitet wird, auch wenn es sie am Rande gibt (Rinderfiletscheiben mit Knochenmark-Pilzkruste zu 25,80 Euro).
Das Interieur ist gediegen, die Wände sind holzgetäfelt, die Bistrotische sind stimmig dazu ebenfalls aus Holz gezimmert. Aber das Schönste kommt ja erst, nämlich dann, wenn der Gastgarten im Frühjahr 2025 eröffnet. Schließlich ist der Neue Markt mittlerweile einer der schönsten Plätze von Wien.
Von Bernhard Degen
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