08.10.2024

Seehof: Statt Hecht gibt’s jetzt Ketchup

Felix Schellhorn macht aus dem Restaurant „Hecht!“ im Salzburger Pongau das „KETCHUP“.

Felix Schellhorn
Felix Schellhorn © Helena Kalleitner

Zunehmend spürt man einen frischen Wind durch das beschauliche Goldegg ziehen, seitdem Felix Schellhorn den elterlichen Hotelbetrieb vergangenen Dezember übernommen hat. Nicht anhand der Optik, vielmehr an dem, was im Haus passiert. Neben dem ausgebauten Kunst-Schwerpunkt präsentiert er den jüngsten Neuzugang im Seehof: das Restaurant „KETCHUP“, Nachfolger des von Vater Sepp etablierten „Hecht!“.

Hirn mit Ei bleibt

Von einer Neueröffnung kann dabei nicht gänzlich gesprochen werden, immerhin kocht Felix Schellhorn schon ein knappes Jahr im Betrieb. Jetzt aber eben unter eigenem Namen und mit angepasstem Konzept. „Ich habe gemerkt, dass ich den Seehof nicht großartig verändern kann und will“, sagt er im Gespräch mit Gault&Millau. Es gehe ihm vor allem darum, in den Inhalt und die Performance zu investieren. Dafür wurde die Karte auf rund 20 Speisen erweitert – „verständliche Gerichte, die Lust auf Essen machen“. Nach wie vor gibt es Klassiker der Innereienküche wie Hirn mit Ei, aber auch kreative Gemüse-Gänge mit Zutaten aus dem 900 Quadratmeter großen Garten. „Mir ist es suspekt, dass ein Restauranterlebnis immer fein sein muss“, sagt Schellhorn. „Die Qualität muss hoch sein, weiße Tischdecken sind auch okay, aber es soll auch junge Leute anziehen.“

„Trashig und trotzdem irgendwie fein“

Der progressive Ansatz des Gastronomen zeigt sich schon bei der Namensgebung. „Sehr viele kennen mich unter ‚Ketchup‘“, erklärt Felix Schellhorn. Außerdem essen es fast alle und sei „eine Mischung aus trashig und trotzdem irgendwie fein“. Und das passt dann doch ganz gut zum Tun von Schellhorn, der ohnehin versucht, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. „Es soll nicht meine Person im Mittelpunkt stehen. Man soll eine gute Zeit haben, mit einem Lächeln heimgehen und sich danach nicht anspeiben oder Durchfall haben.“

Trotz aller Spaßbereitschaft hat Schellhorn Talent und ernsthafte Ambitionen, was er schon bei seinen vergangenen Stationen unter Beweis gestellt hat. Bevor er sich dem Familienbetrieb widmete, kochte er unter anderem in Istanbul, Paris und Lima, führte ein eigenes Bed and Breakfast in Bad Gastein und studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Daneben gründete er mit den Köchen Lukas Mraz und Philip Rachinger das Kochkollektiv „Healthy Boy Band“. In Goldegg vereint er nun seinen kulinarischen Erfahrungsschatz mit der Affinität zur Kunst. „Kunst ist wichtig, um das Hauptaugenmerk nicht nur auf’s Essen zu legen“, sagt er. Für ihn geht es um „das große Ganze“. Dafür hat er das „Sporthotel“ ins Leben gerufen, eine Art Residency, wodurch wechselnde Kunstschaffende nach Goldegg kommen. Die Künstler*innen stellen dabei ihre Werke im Betrieb aus und essen gemeinsam mit dem Seehof-Team, um den Dialog zu fördern.

Lustig, frei, spontan

Wie sich der Seehof weiterentwickelt, kann Felix Schellhorn noch nicht genau sagen. Sicher ist, dass laufend Events stattfinden werden – unter anderem Kochkurse und Vernissagen. „Schon als ich gestartet habe, konnten sich die Wenigsten etwas darunter vorstellen, was ich so mache. Viele dachten sowieso, ich mache nur Blödsinn“, sagt er. Das sieht Schellhorn als Chance: „Ich möchte die Region beleben und lustig, frei und spontan kochen, dass man sich daran erinnert.” Und da darf freilich auch Ketchup hin und wieder eine Rolle spielen. Hauptsache, es schmeckt.

derseehof.at/eat-drink

von Derya Metzler

Galerie

In der Küche

In der Küche © Helena Kalleitner

Restaurant „KETCHUP“

Restaurant „KETCHUP“ © Tobias Wernik

Ochsenherztomate am Grill

Ochsenherztomate am Grill © Tobias Wernik

Tomate XO

Tomate XO © Tobias Wernik

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