05.06.2023

„Weinsaufen“ mit Willi Schlögl und Curly

Vom Weinpodcast zum eigenen Buch. Willi Schlögl und Curly sprechen mit uns über den Mut beim Verkosten, wie man kein „Weinarschloch“ ist und worauf es beim Weintrinken wirklich ankommt.

Ein kultiges Duo: Rapper Curly und Sommelier Willi Schlögl
Ein kultiges Duo: Rapper Curly und Sommelier Willi Schlögl © Lennart Schmidt

„Wein ist Kulturgut, also zeig ein bisschen Style“: Was man sich wöchentlich im Podcast „Terroir und Adiletten“ anhören kann, gibt es jetzt zum Nachlesen. In der „Anleitung zum Weinsaufen“ fassen Sommelier Willi Schlögl und Rapper Curly auf 208 Seiten alles Wichtige für Weinliebhaber*innen zusammen. Von der Regieanweisung für das erste Tasting, einem Weinwörterbuch bis hin zu den Golden Rules. Gastbeiträge von den Spitzenköchen Tim Raue und Roland Trettl, Winzerin Caroline Diel und Autorin Sophie Passmann bringen zudem spannende Perspektiven. Auch dem weißen Spritzer, dem „besten Durstlöscher der Welt“, wurden ein paar Zeilen gewidmet.

Die Ode an den Spritzer ist wohl auf Willi Schlögl zurückzuführen. Er kommt ursprünglich aus einem kleinen Dorf in der Steiermark, ist vielfach ausgezeichneter Sommelier und Betreiber der Berliner Bar „Freundschaft“. An diesem überaus weinfreundlichen Ort vertreibt sich auch Musiker Curly gerne die Zeit. Beide leben somit in Berlin und haben durch ihre Leidenschaft zum Essen und Trinken zueinander gefunden. Als selbsternannter Wein-Newbie ist Curly im Podcast das perfekte Gegenstück zum Experten Willi Schlögl. Er stellt die Fragen, die sich Wein-Einsteiger*innen oft nicht trauen zu fragen. Überhaupt: „Wir möchten ermutigen, dass man sich auch als junger Mensch traut, die eigene Meinung zu Wein kundzutun“, so das Credo der beiden. Das versuchen sie bei ihren Gesprächen mit Winzer*innen und Wein-Spezialist*innen umzusetzen. „Und das kann aber auch ganz schön anstrengend sein“, so Curly, „wir trinken in den Folgen nämlich wirklich.“ Gault&Millau hat die beiden bei Ihrem Besuch in Wien getroffen.

Wie ist die Idee zum Podcast entstanden?

Curly: Willi ist viel bei Winzer*innen unterwegs und weil die immer so ehrlich antworten, dachte er sich, dass es ganz interessant wäre, die Gespräche mal aufzunehmen.

Willi Schlögl: Und ich rede echt gerne. Wenn man dann mit den Leuten gemütlich am Tisch sitzt, präsentieren sie sich oft anders. Deshalb machen wir auch niemals eine Remote-Folge, sondern nehmen alles am selben Ort auf. Zuerst gibt es immer eine Flasche, um die Zunge zu lockern.

An welche Gäste denkt ihr gerne zurück?

Willi Schlögl: An Paula Bosch, für mich die Grande Dame der deutschsprachigen Sommelerie. Bei der Folge war ich am angespanntesten und habe ich mich am meisten vorbereitet. Jetzt ist sie aber eine meiner Lieblingsfolgen.

Curly: Bei mir ist es Christof Ellinghaus von der Cordobar, weil er auch aus der Musik kommt.

Wer steht noch auf eurer Wunschliste?

Willi Schlögl: Weinjournalist Willi Balanjuk, von ihm habe ich unglaublich viel gelernt.

Curly: Der Rapper Yung Hurn wäre cool.

Wie steht ihr zur Naturwein-Bewegung?

Curly: Es nervt mich, wenn Naturweinleute mit Scheuklappen unterwegs sind und konventionelle Weine gar nicht mehr trinken. Bevor man etwas „Extremes“ macht, sollte man auch die Basics kennen. Ich mache auch keinen Remix, bevor ich den normalen Song nicht gehört habe.

Willi Schlögl: Prinzipiell super, dadurch trinken viel mehr junge Leute Wein. Was mich nur stört, ist die Differenzierung. Wein ist für mich Wein, der muss sowieso naturnah hergestellt sein, sonst wird es kein großer Wein. Wenn etwas trüb abgefüllt wird, ein lustiges Etikett und einen komischen Geruch hat, ist das kein Naturwein, das ist gar nichts.

Und wer macht für euch große Weine in Österreich? Top 3?

Willi Schlögl und Curly: Ebner-Ebenauer, Tement und Wachter-Wiesler.

Wenn ihr euch eine österreichische Rebsorte für einen Terroir & Adiletten-Wein aussuchen könntet, welcher wäre das?

Willi Schlögl und Curly: Ganz klar Blaufränkisch.

Noch ein paar Worte zum neuen Buch?

Curly: Wie unsere Freundschaft ist auch das bei der ein oder anderen Flasche Wein entstanden. Das Buch hat nicht den Anspruch, ein perfektes Weinbuch zu sein, es soll den Leuten einfach Lust auf das Thema machen.

Willi Schlögl: Und das Buch unterhält. Wein wird oft viel zu ernst gesehen. Wir möchten weitergeben, dass es nicht darum geht, immer das Richtige zu sagen, sondern eine gute Zeit mit guten Leuten und einem authentischen Wein zu haben.

Also eigentlich ist es viel mehr als nur eine „Anleitung zum Weinsaufen“?

Curly: Auf jeden Fall ist es keine Anleitung zum Mehr-Saufen, sondern zum Gut-Saufen.

Ihr schreibt im Buch davon, man solle kein „Weinarschloch“ sein. Wie würdet ihr so jemanden zusammenfassen?

Willi Schlögl: Das sind Menschen, die zwar lange mit Wein zu tun haben, sich aber nie wirklich damit beschäftigt haben. Die glauben, alles zu wissen und versuchen, besonders Frauen, immer zu erklären, wie es besser geht.


Hier geht es zum Buch und zum Podcast.

von Derya Metzler

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