Es gibt Küchen, die gut sind – und es gibt welche, die dich komplett aus der Bahn werfen. Bei Silvio Nickol im Palais Coburg wird nicht einfach gekocht, hier werden Geschmacksexplosionen geplant wie Raubzüge: präzise, nervenstark, mit der vagen Vorahnung, dass jederzeit noch etwas Unerwartetes um die Ecke biegen kann.Der Auftakt: Makrele in Leche de Tigre mit Salzwiesenkräutern und Fenchel – salziger Küstenwind trifft Zitrus-Uppercut. Entenleber folgt, cremig und trotzdem leichtfüßig dank Mango, Malz und einem Hauch Vadouvan, einer französisch inspirierten Curry-Mischung. Wie ein Seidentuch mit exotischem Muster, das man sich lässig über die Schulter wirft. Zander mit Alge, Shiitake und Perlzwiebel bringt dann die stille Tiefe zur Besinnung.Danach wird es lauter: Langoustine mit Knoblauch, Salzzitrone und Spinat, ein Gang, den man gern nochmals hätte. Die Burgaud-Ente mit Eierschwammerln, Artischocke und Limette kommt mit der Gelassenheit eines alten Meisters: saftig, ernst, und mit einem säuerlichen Lächeln.Der Inglewhite Buffalo Cheddar ist das Zwischenspiel: Pistazie, Mispel, Melisse – herb, süß, frisch. Dann das Dessertduo: Gurke, Kokos, Miso und Koriander. Fromage Blanc mit Erdbeere, Süßholz und Wipfel bringt Wald und Kindheit auf einen Löffel.Am Ende ist man satt – nicht nur im Bauch, sondern auch im Kopf. Diese Küche füttert Ideen, nicht nur den Hunger. Die Weinbegleitung spielt nicht im Hintergrund, sondern wie ein perfekt getimter Sidekick.Silvio Nickol kocht nicht, er inszeniert Abenteuer. Wer hier sitzt, taucht für ein paar Stunden ab – und kommt zurück mit dem Gefühl, Teil einer dieser Geschichten gewesen zu sein, von denen man lange noch erzählt.