Silvio Nickol Gourmet Restaurant

19/20 WertungWertungWertungWertungWertung
Standort

Coburgbastei 1010 Wien Wien

Testbericht

Gault&Millau Punkte

19 / 20

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Eine große Küche zeigt sich auch im Kleinen. Bevor es mit dem Menü richtig losgeht, kommen – wie in der Luxusgastronomie üblich – ein paar Kleinigkeiten zur Einstimmung zu Tisch. Doch so beeindruckend wie hier, erlebt man die „Küchengrüße“ nur sehr selten. Mit der Pinzette werden Miniaturen (Saibling, Aal, Tatar) gezaubert, die geschmacklich wie auch optisch restlos begeistern. Dazu ein Glas Blanc de Noir – viel besser kann ein großes Menü nicht beginnen. Anschließend noch eine ebenfalls im Kleinstformat gehaltene Abwandlung eines Döner Kebabs – es darf geschmunzelt werden – und dann wird es „ernst“. Jakobsmuschel oder Hamachi? Wieso nicht beides zusammen und mit einer grünen „Leche de Tigre“ harmonisch vereint: eine schnörkellose Kombination, die in sich stimmig ist. Verspielt, aber nicht minder köstlich dann der Waldspaziergang mit Steinpilzen, Haselnuss und Entenleber. Dazu ein gereifter Grüner Veltliner aus der Wachau mit Restsüße – das macht richtig Spaß. Mit Scholle und Waller folgen zwei ausdrucksstarke Fischgerichte, dann der Kaisergranat mit geschmacksintensiver Begleitung: Bohne, Paprika und Chipirones. Silvio Nickol und sein Team lieben es offensichtlich, mit Fisch und Meeresfrüchten zu kochen, und lassen sie mit spannenden Kombinationen in außergewöhnlicher Art und Weise glänzen. Auf Wunsch gibt es die Möglichkeit eines glasweisen Upgrades, die wir uns gönnen. Wann kann man schon einen großen, gut gereiften Hermitage Blanc glasweise genießen? Schließlich wählt man hier aus den Tiefen eines einmaligen Weinkellers! Wer auf prestigeträchtige Etiketten verzichten kann, findet hier übrigens zahlreiche sehr günstig kalkulierte Raritäten. Damit man auch einen großen Rotwein zeigen kann, hat der Küchenchef mit einem saftigen Lammfilet zumindest ein Fleischgericht im Menü belassen. Die Kombination mit Artischocke ist gewagt, aber gelungen. Statt einer Auswahl vom Käsewagen gibt es ein kleines Mimolette-Gericht als Pre-Dessert. Wir finden, das ist eine absolut zeitgemäße Interpretation des Käsethemas. Dann wird es süß, aber nicht allzu sehr. Gurke, aber nicht nordisch schlank, sondern mit Miso und Kokoscreme exotisch in Szene gesetzt, ist ein überraschendes Dessert, das Eindruck hinterlässt. Dann noch Variationen der Heidelbeere – nicht vom Zuchtstrauch, sondern wie früher aus dem Wald – so darf ein großer Abend stimmig zu Ende gehen.

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