17.10.2023
Fotos: Fast nirgendwo kann man besser deutsch essen als in Thailand. Ein Lokalaugenschein.
Bangkok. Eine Stadt, in der an jeder Straßenecke ein paar Pfannen oder Töpfe dampfen und alte, wie junge Menschen frisches Obst auf Lastenrädern verkaufen. Die traditionellen Märkte sind quicklebendig, und es ist ganz leicht, ein hippes Café zu finden. Es ist auch die Stadt, in der einige der besten Restaurants Asiens zu finden sind. Gaggan Annand zieht hier seine Show ab, Pichaya Utharntharm (Chef Pam) liefert in ihrem Restaurant Potong solide moderne Thai-Küche und das Le Du von Chef Ton (bürgerlicher Name Thitid Tassanakajohn) ist die Nummer 1 auf der Asia's 50 Best Restaurants-Liste.
Die Nummer 22 hingegen ist überhaupt kein asiatisches Restaurant. Zumindest nicht im engeren Wortsinn. Ja, es steht in Bangkok, und das auch schon eine ganze Weile. Aber die DNA der Küche ist deutsch. Quasi die DNS. Praktisch wirkt sich das so aus. Es ist - egal wo auf diesem Planeten - ausgesprochen schwierig bis unmöglich besser Deutsch zu essen als in Bangkok.
Vom Namen und von ihrem Geschmack und Aroma erinnert ein Großteil der Gänge an traditionelle deutsche Hausmannskost. Labskaus, jener Batz aus Roter Rübe, Rindfleisch und Erdäpfeln, der früher so manchem Hamburger Matrosen das Leben oder zumindest den Tag rettete. Hier ein elegantes Häppchen mit Corned Beef und Altonaer Kaviar. Dann, immer noch bei den Grüßen aus der Küche, Makrele nach Hausfrauenart. Viel Dill. Großartig. Die Entenleber kommt als Waffel daher, verpackt, als wäre es eine kleine Hanuta-Waffel. Der Flashback wirkt.
Das signature dish der Sühringbrüder ist aber die Ente. Zehn Tage gereift, umspielt von zarten Noten nach Kaffee, Roter Rübe und Kirsch. Auch danach fallen immer wieder Begriffe, die an Oma's Küche erinnern. Wenn man, wie die beiden Brüder, im Norden Deutschlands aufgewachsen ist. Rote Grütze. Eierlikör.
Das mit der Großmutter ist übrigens nicht ganz so weit hergeholt. Nämliche Oma hatte einen Haufen ihrer, ergo alter, Rezepte in einem Notizbuch notiert. Sogar jenes vom Eierlikör, mit dem Thomas und Mathias Sühring ihr Menü beenden. Das Buch gibt es noch. Sie zeigen es auch gerne her. Am Schluss, wenn der Eierlikör serviert wird.
No. 10, Yenakat Soi 3, Yannawa, Chongnonsi, 10120 Bangkok, Thailand
restaurantsuhring.com
von Jürgen Schmücking
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