11.07.2025

Bert Jachmann übernimmt die Halbestadt

Der Bar-Profi tritt die Nachfolge von Urgestein Erich Wassicek an und will wieder persönlich hinter dem Tresen stehen.

Bert Jachmann
Bert Jachmann © privat

Seit über einem Vierteljahrhundert ist die Halbestadt Bar in einem Stadtbahnbogen am Wiener Gürtel Anlaufstelle für Freund:innen hochwertiger Barkultur. Gründer und Bar-Legende Erich Wassicek hat sich nun in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet (nicht ohne zuvor noch einmal mit Gault&Millau über seine schönsten Erinnerungen zu plaudern). Mit Bert Jachmann weiß er die Halbestadt nun in besten Händen.

Wie es dazu kam, ist einem kuriosen Zufall geschuldet. Jachmann hat Wassicek zum Geburtstag gratuliert – dabei hatte er da gar nicht Geburtstag. Es war der auf Facebook publizierte Jahrestag der Halbestadt, den Jachmann falsch interpretiert hatte. Dennoch freute sich Wassicek über den Anruf, und man blödelte (flachste, wie der Deutsche sagt) ein wenig über die Zukunft der Halbestadt. Wassicek deutete an, dass sie bald zu haben wäre, Jachmann blieb dran – und diese Woche wurde bereits alles in trockene Tücher gepackt.

Jachmann ist gebürtiger Brandenburger und hat sich seine Wiener Sporen als innovativer Bartender bei Stationen wie dem Motto, im Volksgarten, im Fabios sowie im Heuer verdient. Ebenda – also in der leider mittlerweile verflossenen Bar am Karlsplatz – hat er die Geburtsstunde einer der größten Erfolgsgeschichten in der heimischen Bar-Historie initiiert: den Liquid Market. Unter diesem Veranstaltungsformat wurden die mitunter größten Bar- und Cocktailfestivals Europas ausgerichtet. Mit der Größe und den Jahren wuchsen die Herausforderungen – aber das nächste Highlight wartet schon: nämlich von 28. bis 30. August, wenn der Liquid Market erstmals am historischen Otto-Wagner-Areal auf der Baumgartner Höhe mit Blick über Wien stattfinden wird (Gault&Millau hat über die Pläne berichtet).

Die Halbestadt
Die Halbestadt © Destillerie Bauer / peterkuehnl.com

Schon länger hat er ein Auge auf die Halbestadt geworfen – eine der klassischsten Bars der Stadt, die er selbst als Gast immer wieder frequentiert hat. Mit Leonhard Specht von Burschik Vermouth hat er nun auch den richtigen Partner an seiner Seite und will die Halbestadt im Oktober (“zuvor bin ich noch zu sehr mit dem Liquid Market eingespannt”) nach kosmetischen Erneuerungsarbeiten wieder eröffnen. Mit welchem Konzept er das Barjuwel betreiben wird, ist ihm noch nicht ganz klar. Fix ist, dass er einige Drinks als Würdigung von Erich Wassicek auf der Karte behalten möchte. Und natürlich soll Vermouth eine tragende Rolle spielen – Jachmann hat dabei auch schon an so etwas wie eine Vermoutheria nach spanischem Vorbild gedacht.

Klar ist für Jachmann, dass er wieder selbst hinter dem Tresen stehen will: “Das ist meine Leidenschaft und meine Berufung.” Einige Weggefährt:innen haben bereits Interesse an einer Mitarbeit bekundet, aber das Schöne an der kleinen Bar ist, “dass man sie notfalls auch alleine bespielen kann”. Wir wünschen der Halbestadt jedenfalls eine strahlende Zukunft!

von Bernhard Degen


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