27.06.2023

Der Wiener Gemischte Satz als Hoffnungsträger

Ein clever angelegter Rebsorten-Mix kann die Antwort auf die aktuellen Herausforderungen durch den Klimawandel sein.

Blick auf Wien von der Ersten Lage Langteufel
Blick auf Wien von der Ersten Lage Langteufel © Herbert Lehmann

Am Dienstag den 27. Juni luden die sechs WienWein-Winzer zur Bilanz-Pressekonferenz 2023 in die neue Eventlocation Weitsicht Cobenzl. Gewidmet wurde das Event dem Wiener Gemischten Satz, der nur hier hinsichtlich Qualität und Machart genau definiert ist. Bereits seit zehn Jahren verfügt er über einen DAC Status. Dieser regelt, dass mindestens drei Qualitätsrebsorten aus ein und demselben Weingarten verwendet und gemeinsam gelesen und verarbeitet werden müssen. Zu beachten ist, dass der größte Sortenanteil einer Rebsorte nicht höher als 50 Prozent sein darf und der drittgrößte Anteil mindestens zehn Prozent ausmachen muss.

Einzigartige Erfolgsgeschichte

Seit mehreren Jahren arbeitet die WienWein-Gemeinschaft, bestehend aus den Winzern Rainer Christ, Thomas Podsednik, Michael Edlmoser, Thomas Huber, Gerhard J. Lobner und Fritz Wieninger, an der erfolgreichen Zukunft der Weinbauregion Wien.

Gleich zu Beginn des Gespräches gaben Rainer Christ und Thomas Huber einen Einblick in die Erfolgsgeschichte Wiens beliebtester Wein-Spezialität. Noch vor zwei Jahrzehnten war der Wiener Gemischte Satz fast von der Bildfläche verschwunden. Durch die Arbeit der WienWein-Winzer erlangte der Wein ein modernes Image und ist jetzt ein auch international begehrter Wein. Durch ihren jahrelangen Einsatz haben die Winzer nicht nur den erwähnten DAC-Status erarbeitet, seit 2017 sind sie auch Mitglieder der Österreichischen Traditionsweingüter.

 Wie Michael Edelmoser berichtet, ist beim Wiener Gemischten Satz ein anhaltender Aufwärtstrend zu erkennen. Die Anbaufläche in Wien vergrößerte sich beispielsweise von 2006 bis 2022 von 30 auf 200 Hektar. Dementsprechend stieg auch die Anzahl der verkauften Flaschen. Im Jahr 2022 waren es etwa 1,1 Millionen, 20 Prozent davon wurden in mehr als 40 Länder weltweit exportiert. 

Bernhard Palmetzhofer, Michael Edlmoser, Thomas Huber, Thomas Podsednik, Fritz Wieninger und Rainer Christ
Bernhard Palmetzhofer, Michael Edlmoser, Thomas Huber, Thomas Podsednik, Fritz Wieninger und Rainer Christ © Tibor Rauch

Wiener Gemischter Satz als Rezept gegen den Klimawandel

Der Klimawandel hat auch auf den Weinbau enorme Auswirkungen. Nicht nur die Temperaturen werden höher, auch die Extreme, wie Starkregen, Hagel und Spätfrost werden mehr. Dem gilt es entgegenzuwirken und seine Handlungen darauf anzupassen.

Wie sich alle sechs WienWein-Winzer einig sind, ist der Wiener Gemischte Satz der richtige Wein in Zeiten des Klimawandels. Durch den Sortenmix in den Weingärten erhalten die Winzer mehr Sicherheit, dass es trotz unvorteilhaften Bedingungen nie zu Totalausfällen kommt. Der Rebsortenmix, u.a. beispielsweise mit früh- und spätreifenden Sorten, verbindet unterschiedliche Ansprüche und kommt folglich ausgesprochen gut mit den klimatischen Veränderungen zurecht.

Außerdem deutet Winzer Thomas Podsednik auf die Relevanz von naturnaher und respektvoller Bewirtschaftung hin und wie wichtig das große Generationdenken ist. Laut seinen Beobachtungen weisen ältere Lagen, die bereits seit Jahren naturnahe und respektvoll bewirtschaftet werden, fittere Böden auf. Dementsprechend sind diese besser vor Klimaschäden, wie starken Regenfällen, geschützt.

Whitepaper als Handbuch über die Gemischte Satz Kultur

Um ihre mehr als 20 Jahre lange Erfahrung über den Gemischten Satz weiterzugeben, arbeiten die sechs Winzer an einem Whitepaper für Winzerinnen und Winzer. Darin enthalten soll ihr gesamtes Wissen über den Anbau, den Sortenmix, die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten und Bearbeitungsformen sein. Das Handbuch soll zukünftig Winzer und Winzerinnen dabei helfen, Weingärten mit nachhaltiger Bewirtschaftung zu kultivieren.

von Alexandra Simetzberger

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