27.01.2023
Suwi Zlatic erzählt von den letzten Vorbereitungen, seinem Verkostungstraining und von Missgeschicken, die passieren können.
Wie Athleten im Spitzensport bereiten sich auch Sommeliers akribisch und diszipliniert monate- bis jahrelang auf Europa- und Weltmeisterschaften vor. Nur alle drei Jahre findet eine vom Weltverband ASI ausgerichtete Sommelier-Weltmeisterschaft statt. Das nächste internationale Aufeinandertreffen steht unmittelbar bevor, von 7. bis 12. Februar wird in Paris im Beisein von 3.500 Fachleuten der nächste Weltmeister gekürt.
Bei der Kür des besten Sommeliers der Welt müssen die Kandidat*innen mehrere Prüfungen bestehen, von theoretischen Examen über Service-Challenges bis zu Blindverkostungen. Im Finale warten nicht nur tausende Zuseher*innen, sondern die kniffligsten Aufgaben für jene Kandidat*innen, die sich bis dahin am besten behaupten konnten.
Österreich wird von Suwi Zlatic vertreten, der schon viel Wettkampferfahrung vorweisen kann. Dass er durchaus gute Chancen auf einen Platz in den vorderen Rängen hat, bewies er durch seinen 3. Platz bei der Sommelier-EM 2021 auf Zypern. Gault&Millau sprach mit Zlatic über die letzten Vorbereitungen, die größten Hürden und wie sich ein Spitzen-Sommelier als Restaurant-Gast fühlt.
Gault&Millau: Wie bereitet man sich auf eine Sommelier-WM vor? Wie viele Weine werden im Vorfeld blind verkostet?
Suwi Zlatic: Die Vorbereitung startet an sich ab dem Zeitpunkt, an dem die Teilnahme sicher ist. In meinem Fall war das Ende 2021. Mit der Intensivphase habe ich vor einigen Monaten begonnen. Das Training ist tägliche Routine wie Zähne putzen und beginnt auch schon früh morgens. Ich folge einem genauen Tagesplan, bei dem mich mein Coach Carole Stein begleitet. Neben Theorie und praktischem Training gehört das konzentrierte Verkosten von drei bis sechs Weinen oder anderen Getränken pro Tag dazu.
Es gibt ja unterschiedliche Disziplinen, wo fühlen Sie sich besonders wohl und was ist für Sie am herausforderndsten?
Beim Verkosten fühle ich mich sehr sicher. Die große Herausforderung sind die praktischen Aufgaben, die die Jury jedes Mal neu ausarbeitet und dabei immer mehrere Fallen einbaut. Da muss man aufmerksam wie ein Fuchs sein.
Sie haben ja schon viel Erfahrung bei internationalen Wettbewerben, wie groß ist das Lampenfieber dennoch?
Lampenfieber ist vor so einem Wettbewerb trotz Erfahrung ganz normal und treibt einen im Idealfall auch zur Höchstleistung an. Die Welt der Sommelerie ist so vielfältig und dynamisch, sowohl von den Themen als auch von den Persönlichkeiten her. Ganz gleich, wie lange und intensiv man sich auf einen Wettbewerb vorbereitet hat, das Gefühl, man hätte noch mehr dafür tun können, ist immer da.
Was wäre das schlimmste Missgeschick, das passieren kann?
Missgeschicke können immer passieren. Bei der Europameisterschaft im November 2021 ist mir bei der Serviceaufgabe im Finale der Korken abgebrochen. So was ist mir schon ein Jahrzehnt nicht mehr passiert. Wichtig ist, dass man einen kühlen Kopf bewahrt und das Beste aus der Situation rausholt, so wie man es eben in der Praxis auch macht. Richtig Stress bekäme ich, wenn ich während der Wettbewerbstage krank würde oder mir eine Verletzung zuzöge.
Wenn Sie selbst Gast sind: Was stört Sie beim Wein-Service am meisten?
Wenn ich einen Wein aufgrund von Servicefehlern nicht in optimaler Qualität genießen kann. Beispielsweise wenn ein Wein Luft braucht und nicht dekantiert wird, oder wenn er in ein Glas kommt, das ihm nicht „gut tut“. Genauso, wenn die Temperatur nicht passt.
Rotweine werden zum Beispiel sehr oft zu warm serviert.
Welche Trends gibt es in der internationalen Sommelerie?
Nachhaltigkeit im Weinbau. Niemand will mehr Weine trinken, für die chemisch-synthetische Mittel in den Weingärten eingesetzt wurden. Die Menschen leben bewusster und achten immer mehr auf das, was sie essen und trinken. Die Produkte müssen im Einklang mit der Natur produziert werden. Das ist sicherlich und zum Glück einer der großen Trends bei den Sommeliers.
von Bernhard Degen
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