19.08.2024
Schwere Unwetter zogen über den Norden von Wien, neben Rekord-Niederschlagsmengen gab es auch großflächig Hagel.
Rund 100 Hektar Weinkulturen am Wiener Nussberg wurden durch die Unwetter am 17. August in Mitleidenschaft gezogen, meldet die Österreichische Hagelversicherung. Bei einer Anbaufläche von rund 580 Hektar in ganz Wien ist das eine dramatisch große Fläche. Der Zeitpunkt könnte schlechter nicht sein, denn die Trauben sind schon sehr gut ausgereift. 2024 könnte die früheste Ernte der Geschichte werden, hört man aus der Winzer*innenszene. Gerhard Lobner, Geschäftsführer von Mayer am Pfarrplatz, erzählt im Gespräch mit Gault&Millau, dass es am Nussberg so spät noch nie so flächendeckenden Hagel gab. Es reicht ein kleiner Anschlagsschaden auf der reifen Traube und schon können Fäulnisnester entstehen. “Wenn dieser Hagel sechs Wochen früher passiert wäre, dann wäre das Schadensausmaß nur ein kleiner Bruchteil”, sagt Lobner.
Das Unwetter, das am Samstag, 17. August über Wien zog, hat Schlagzeilen gemacht. Rund 110 Liter Regen pro Quadratmeter waren Rekord. ORF Meteorologe Markus Wadsak berichtete gar von 140 Litern auf der Hohen Warte. Straßen und Unterführungen waren binnen weniger Minuten überschwemmt, eine Frau, die unter einen Linienbus gespült wurde, kämpft ums Überleben.
Gerhard Lobner hatte angesichts dieser extremen Niederschlagsmengen mit massiven Abschwemmungen gerechnet, aber dank effektiver Begrünungen waren zumindest in dieser Hinsicht keine großen Schäden zu verzeichnen. Anders beim Hagel: am gesamten Nussberg und auch in benachbarten Lagen wurden die Trauben von Hagelkörnern beschädigt. Lobner schätzt, dass alleine 30 bis 40 Hektar des Weinguts Mayer am Pfarrplatz betroffen sind – in unterschiedlichem Ausmaß betont er, von fünf bis über 50 Prozent. Eine genauere Schätzung wird erst in den nächsten Tagen möglich sein.
“Leider haben wir schon viel Erfahrung im Umgang mit Hagelschäden”, erzählt Gerhard Lobner. Der erfahrene Winzer gibt sich optimistisch, das Wetter sieht gut aus, kleinere Schäden könnten bei trockener Witterung austrocknen. Mit selektiver Lese könnte man gut über die Runden kommen und ohne qualitative Einbußen das Weinjahr beenden. Was die Quantität betrifft muss man noch zuwarten. Rekordertrag wird es keiner mehr.
von Bernhard Degen
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