19.05.2023
Rund 2.500 Besucher*innen besichtigten den eindrucksvollen Keller der Familie Krispel, der über acht Millionen Euro gekostet hat.
Die vielseitigen Talente der Familie Krispel fanden regelmäßig Niederschlag in der Berichterstattung von Gault&Millau. Daniela und Toni Krispel schufen das Fundament, bauten das Weingut auf und machten sich mit Spezialitäten vom Wollschwein (Stichwort Neusetzer) einen Namen. Sohn Stefan Krispel entwickelte das Weingut weiter, seine Linie ist regelmäßig hoch bewertet und von Gault&Millau ist er aktuell mit vier von fünf Trauben bewertet. Die Edel-Buschenschank hat sich zu einem mit drei Hauben dekorierten Spitzenrestaurant (“Genusstheater”) weiter entwickelt. Die Patisserie verantwortet Lisa Krispel, im Vorjahr wurde Sie als Patissière des Jahres ausgezeichnet.
Am vergangenen Wochenende erreichte die eindrucksvolle Entwicklung des Vulkanland-Betriebes einen neuen Höhepunkt. Rund 2.500 Besucher*innen, unter ihnen viel Prominenz wie Landeshauptmann Christopher Drexler, machten sich ein Bild von dem 3.400 Quadratmeter großen Kellergebäude. Mit einem Investitionsvolumen von 8,2 Millionen Euro wurden alle Produktionsbereiche unter einem Dach zusammengefasst: die Anlieferung des Traubenguts, das Presshaus, die Tankkeller, die Fasskeller, die Abfüllanlage und die Lagerhalle.
Die Notwendigkeit des Nebaus macht Stefan Krispel deutlich: Die Trauben für die Gebietsweine stammen von mehr als 50 Weingartenbesitzer*innen aus der Region, die Flächen zwischen 0,3 und fünf Hektar bewirtschaften. “Durch die Vielzahl der Lieferant*innen brummt es zur Lese am Genussgut wie in einem Bienenstock. Dieser Zustrom wird nun durch den Neubau gelenkt und geordnet.” sagt der Winzer. Selbstverständlich durchlaufen auch die Trauben aus den Eigenflächen, aus denen die Orts- und Riedenweine gekeltert werden, das selbe Prozedere. Gerade in schwierigen Jahren mit indifferentem Lesegut ist eine exakte Kontrolle der Trauben notwendig, die eine neue optische Traubensortieranlage hocheffizient übernimmt.
Damit die Menge an aussortiertem Lesegut auch rasch verarbeitet werden kann, musste die gesamte Infrastruktur im Keller angepasst werden: Insgesamt neun Pressen sorgen für eine rasche Weiterverarbeitung der Trauben zu Most, der dann in Absetztanks geklärt wird, bevor er in Gärtanks oder Holzfässern zu Wein werden darf. Die hochmoderne Abfüllanlage kann bis zu 3.000 Flaschen pro Stunde füllen. Insgesamt werden im neuen Keller Trauben von 100 Hektar Zukauf und 35 Hektar Eigenflächen zu Wein verarbeitet.
Im Neubau wird erstmals auch die gesamte Lagerfläche integriert. „Die letzten fünf Jahre mussten wir Flächen anmieten, nun ist das Lager ein Teil des erweiterten Kellers.” Besonders stolz ist der Winzer auf seine Schatzkammer. Hier stehen 180 Quadratmeter Lagerfläche für Riedenweine, Raritäten und Großflaschen zur Verfügung. Rund 100.000 Flaschen sollen hier Platz finden.
Architektur und Nachhaltigkeit
Der neue Keller fügt sich stimmig in die Landschaft und zitiert den vulkanischen Ursprung der Weinbauregion. Das Glühende zeigt sich im Glanz der Kupferflächen, das Erstarrte in den matt-schwarzen Formen und Oberflächen.
Die Landwirtschaft mit den Wollschweinen ist seit 2023 Bio-zertifiziert, die Weingärten sind seit 2020 in Umstellung, mit Jahrgang 2023 werden die Orts- und Riedenweine erstmals offiziell biologisch sein. Auch eine nachhaltige Energieversorgung ist Familie Krispel wichtig: In einem neuen Energiekonzept versorgt sich das Genussgut durch eine Hackgutheizung, eine Wärmepumpe und eine Photovoltaikanlage größtenteils autark.
von Bernhard Degen
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