Gault&Millau Punkte
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In Zeiten allgemeiner gesellschaftlicher Polarisierung merkt man auch bei Freunden des guten Essens und Trinkens die Tendenz zur Blasenbildung. Umso erfreulicher, dass es Lokale gibt, die von allen gemocht werden. Das Reznicek ist dafür Wiens derzeit bestes Beispiel. Ein lässiges Wirtshaus mit hochklassiger Küche, gleichermaßen klassisch wie modern. Perfekte Jakobsmuschel in Buttermilch mit Kürbiskern oder ein unglaublich zartes Oktopus-Gröstl mit Fenchel und Oliven bekommt man in dieser Qualität auch in den besten Fine-Dining-Restaurants des Landes nur selten. Im Umgang mit Innereien – Kalbsbries mit Enoki und Spinat sowie Nierndln mit Trüffel und Erdäpfelpüree – vereint Julian Lechner Kreativität und handwerkliches Können ebenso aufs Köstlichste wie bei der Wachtel mit Sauce Suprême. Die dazu servierte, immer wieder angenehm überraschende und völlig undogmatisch ausgerichtete Weinbegleitung von Simon Schubert ist die ideale önologische Umsetzung des zu Recht gefeierten Reznicek-Spirits.