16.11.2022
Hedi Klinger hat die österreichische Küche im Gasthof Klinger über Jahrzehnte perfektioniert. Im Restaurantguide 2023 wird sie für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Wenn man jemanden für sein Lebenswerk auszeichnet, kann man schon weit zurück ins Leben dieses Menschen schauen. Hedwig, liebevoll „Hedi“ genannt, wurde als Hedwig Huber im oberösterreichischen Hausruckviertel geboren. In Aistersheim, um genau zu sein, einer kleinen Gemeinde westlich von Wels. Das Kochen, nein, die Gastronomie an sich wurde Hedi bereits in die Wiege gelegt.
Als Tochter einer Bauernfamilie musste sie bereits früh im Betrieb mit anpacken – auf dem Hof ebenso wie im angeschlossenen Wirtshaus. Das Küchenhandwerk hat Hedwig bei ihrer Großmutter gelernt: Josefa Liedauer, die damals bereits im legendären Linzer Wirtshaus „Grüner Baum“ gekocht hatte. Und was für junge Köchinnen und Köche heute als modernes Konzept gilt und mit Bezeichnungen wie „from farm to table“ durch die Medien geht, war für Hedi Klinger stets eine Selbstverständlichkeit und immer Teil ihres Schaffens.
Anfang der 50er-Jahre lernte sie an der ländlichen Hauswirtschaftsschule die Grundlagen der bäuerlichen Landwirtschaft. Hedi Klingers Küche ist mehr als nur „bodenständig“. Ihr Name steht für die Seele der österreichischen Hausmannskost. Das scharfe Klinger-Gulasch ist mindestens so legendär wie die vom sonst stets grantelnden Thomas Bernhard gelobte Frittatensuppe – und für die großen Braten samt der dazugehörigen Saftln war man bereit, einiges an Umweg auf sich zu nehmen. „War“ ist hier allerdings ein wesentliches Stichwort. Die Nachricht, dass der Gasthof Klinger schließt, hat uns sehr berührt. Mit dem Klinger schließt eines der besten Wirtshäuser des Landes und seine Geschichte ist untrennbar mit Hedi Klinger verbunden. Wir verneigen uns, gratulieren herzlich und wünschen das Allerbeste.
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