06.02.2023
Naturweine sind aufregend, andersartig und polarisieren. Diese sieben Wiener Betriebe gewähren Einblicke in die facettenreiche Welt der Natural Wines.
Es ist weitaus mehr als nur ein Hype. Ob feinperliger Pet Nat, maischevergorener Weißwein oder gerbstoffreicher Roter – Naturweine sind auf immer mehr Weinkarten zu finden. Sie können klar und klassisch anmutend, aber auch abenteuerlich und „funky“ sein. Das Wichtigste ist, dass ihnen bei der Herstellung weder etwas hinzugefügt noch weggenommen wird. So können wilde, ungeschliffene Aromen entstehen, die bei traditionell ausgebauten Weinen kaum zu finden sind. Naturweine sind eben Weine, die in keine Schublade passen, das aber auch gar nicht wollen. Während viele Weinfreund*innen sehr offen gegenüber alternativen Weinen sind, gibt es bei manchen immer noch unverrückbare Vorbehalte. Dies ist oft dem Umstand geschuldet, dass die Qualität vieler Naturweine – besonders in der Pionierphase – durchaus verbesserungswürdig war.
Mittlerweile sind wir aber in der glücklichen Lage, dass wir auf Expert*innen vertrauen dürfen, die für uns die besten Naturweine selektieren. Wo die Leidenschaft für Natural Wines besonders gelebt wird, ist in Wien. Die nachfolgenden Betriebe haben sich den vinophilen Spezialitäten verschrieben und sind wunderbare Orte, um gemeinsam zu verkosten und sich auf die Geschmackswelten der Naturweine einzulassen.
Das Mast ist ein Weinbistro der herausragenden Art. Dekoriert mit drei Hauben und mit einem Fixplatz in der jährlichen Guide Michelin-Selektion für Wien, ist das Restaurant in Wien Alsergrund längst eine etablierte Adresse. Für die Inhaber Matthias Pitra und Steve Breitzke, die von Gault&Millau jüngst für ihre Weinkarte ausgezeichnet wurden, ist Bio – sowohl beim Essen als auch bei der Speisebegleitung – Standard. Der Fokus der aktuell 24-seitigen Weinkarte? Naturweine. Aber ausschließlich jene, die von Pitra und Breitzke selbst gerne getrunken werden.
Porzellangasse 53, 1090 Wien
„Ein Platz für Visionär*innen“, so das Credo der R&bar. Eine passende Beschreibung wie wir finden, denn auf der Weinkarte reihen sich neben namhaften Naturweinen auch Weine aufstrebender Winzer*innen und absolute Geheimtipps. Die Bar in der Lindengasse im siebten Wiener Bezirk ist das Ergebnis eines lang gehegten Traums der Weinskandal-Betreiber, der im Frühjahr 2022 schließlich erfüllt wurde. Seither werden in der R&bar nicht nur köstliche Naturweine aus aller Welt ausgeschenkt, sondern auch wechselnde kleine Speisen serviert. Praktisch: Die Bar fungiert gleichzeitig als „Bottleshop“, sodass sämtliche Flaschen von der Karte auch mitgenommen werden können.
Lindengasse 1, 1070 Wien
Einer der ersten, der sich ausschließlich auf Bio- und Naturweine spezialisiert hat, war Konstantin Filippou mit seinem O boufés, dem gemütlichen Ableger seines mit fünf Hauben gekrönten Hauptrestaurants. Der Spitzenkoch besucht für seine persönlich zusammengestellte Weinauswahl stets die Raw Wine-Messen, um eine erstklassige Auswahl bieten zu können. Filippou gilt als „Entdecker“ von heimischen Naturwein-Winzer*innen und verhalf so manchen zu Kultstatus. Aber auch international ist sein Angebot mehr als verlockend. Dass die Küche auch im Zweit-Betrieb grandios ist, muss nicht eigens erwähnt werden.
Dominikanerbastei 17, 1010 Wien
Die nächste Empfehlung ist klein, aber fein und für viele Naturwein-Trinker*innen eine vertraute Adresse. Das am hübschen Karmeliterplatz gelegene Vinifero von Enrico Bachechi und Claire Yuan versteht sich neben einer Lokalität ebenso als Shop. Dort wird man als Gast nicht nur sorgfältig beraten, auch das Ambiente inmitten von Weinflaschen ist ein besonderes. Der Schwerpunkt liegt bei italienischen Naturweinen – von Lambrusco (fragen Sie nach Frisant Rosso von Il Farneto!) bis hin zu Weiß-, Rosé- und Rotweinen, von Latium bis Venetien. Jeden Donnerstag veranstaltet das Vinifero Verkostungsrunden mit unterschiedlichen Schwerpunkten, ideal um neue Weine kennenzulernen. Da die Weinbar nur über wenige Sitzplätze verfügt, ist eine Reservierung angeraten.
Karmeliterplatz 2, 1020 Wien
Wie es scheint, können Naturweinbars nicht klein genug sein. So kompakt die Räumlichkeiten des Loup-Garou im siebten Bezirk auch sind, so großartig sind die Weine, die ausgeschenkt werden. Hat man einen Platz an der Schenke oder an einem der vier Tische ergattert, dann kann man sich getrost auf die Expertise des Teams einlassen. Zum Verweilen laden einerseits das herrlich charmante Ambiente, das an französische Bistros erinnert, andererseits die erlesenen Naturweine – die von Cinque Terre bis Neusiedl am See kommen – ein. Begleitend dazu gibt es wöchentlich wechselnde Gerichte.
Zieglergasse 38, 1070 Wien
Das Kandl im siebten Bezirk ist ein aufregender Ort. Ob für extravagante Cocktails, feine Speisenkreationen zum Teilen (Tipp: Die andalusischen Oliven) oder eben für Natural Wines. Letzteres gilt es hervorzuheben, denn die Weinkarte unterliegt einem ständigen Wechsel und überrascht bei fast jedem Besuch mit neuen Positionen. Echte Raritäten, die hierorts normalerweise nicht zu haben sind, finden gleichermaßen ihren Weg ins Glas wie andere Besonderheiten aus der Welt der Naturweine. Ein Restaurant mit Stammlokal-Potenzial.
Kandlgasse 12/2, 1070 Wien
Hier stehen der Wein, die Handwerkskunst und die dahinterstehenden Winzer*innen im Mittelpunkt. In der Burggasse hat sich mit The Wine Rebellion ein Shop und eine Weinbar aufgetan, wo vorrangig österreichische Natur- aber auch klassisch ausgebaute Weine auf monatlich wechselnde Menüs treffen. Im Lokal, das ehemals ein Blumengeschäft beherbergte, wird man – sowohl getränketechnisch als auch kulinarisch – bestens beraten. Große Gastfreundschaft!
Burggasse 36, 1070 Wien
© Maria Ritsch
© Transgourmet / Christian Maislinger
© Gerhard Wasserbauer
© Ingo Pertramer
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