14.08.2024
Für jedes Bundesland empfehlen wir ein Restaurant, das insbesondere bei hohen Temperaturen einen Besuch wert ist. Eine Top-10-Liste (sic!).
Bei 35 Grad im Schatten denkt man an erster Stelle an Abkühlung in einem der vielen wunderschönen Seen in Österreich und zweitens an innerliche Erfrischung von Speiseeis über Sommerspritzer bis zu einem eiskalten Glas Bier. Der Gedanke an ein gepflegtes Gourmetmenü kommt nur wenigen echten Foodies, dabei ist es gerade im Hochsommer einfacher einen Tisch in einem gefragten Restaurant zu bekommen. Außerdem gibt es wunderbare Plätze, an denen es sich auch mitten in einer Hitzewelle herrlich genießen lässt. Dabei suchen wir nicht die bekannten Schauplätze an den noch bekannteren Badeseen, sondern wollen hoch hinaus. Ab einer gewissen Seehöhe sind die Abende herrlich kühl.
Wir wissen wo…
Vorarlberg: Das Himmelwärts (2 Hauben)
Vorarlberg verfügt ob seiner Landschaft über besonders viele Orte, die eine alpine Brise versprechen. Ein sommerlicher Rückzugsort, der sowohl von Tourist*innen wie auch Einheimischen geschätzt wird und den wir Ihnen nicht vorenthalten möchten, ist das Alpencamping Nenzing. Hier befinden sich neben den international ausgezeichneten Himmelchalets auch zwei Restaurants. Während das Gourmetrestaurant Himmelwärts seinen Fokus auf Fleisch und Fisch legt, serviert das Garfrenga regionale Klassiker auf ansehnlichem Niveau. Besonders empfehlenswert ist ein Tisch am Pool mit herrlichem Blick auf die Alpen und der Möglichkeit, sich nach dem Essen abzukühlen.
Garfrenga 1, 6710 Nenzing
Tirol: ice Q (2 Hauben)
Allein der Wortklang des spektakulären Bergrestaurants verschafft imaginäre Abkühlung. Die Lage am Söldener Gletscher auf über 3.000 Metern Seehöhe tut dies auch physisch. Die Küche ist trotz der auch touristisch exponierten Situierung erfreulich regional und auf gutem Zwei-Hauben-Niveau. Für das Dinner muss man allerdings wieder ins Tal, denn das Restaurant schließt um 16 Uhr.
Dorfstraße 115, 6450 Sölden
Salzburg: Winterstellgut (3 Hauben)
Fünf Serpentinen hinauf, durch ein kleines Waldstück und man erreicht das paradiesische Platzerl mit dem Winterstellgut, einem Wirtshaustraum auf rund 1.000 Metern Seehöhe. Der über viele Jahrhunderte genutzte Rückzugsort punktet im Sommer mit wunderbar frischer Luft und kühlen Abenden. Die Küche profitiert vom Können des Teams und den exzellenten Zutaten aus der Region. Beim Hirschkalbsrücken ist unser Tester ins Schwärmen geraten: "Wohl der beste, den es auf dieser Erdkugel gibt.”
Braunötzhof 4, 5524 Annaberg
Kärnten: Gamskogelhütte (3 Hauben)
Apropos Serpentinen: Im Sommer erreicht man die auf 1.850 Metern gelegene Gamskogelhütte über eine Schotterstraße für Mutige – nichts für Führerschein-Rookies. Für die Anreise wird man mit unglaublich raffinierter Küche von Stefan Lastin belohnt, der sich am Katschberg sichtlich wohl fühlt. Jedes Eierschwammerl, das hier serviert wird, ist seit seinem Start vor knapp zwei Jahren persönlich von ihm gesammelt worden. Und wird noch dazu nach Lagen (moosig, steinig…) separiert in der Küche eingesetzt.
9863 Katschberg, Österreich
Steiermark: Geiger Alm (4 Hauben)
In einer ehemaligen Skihütte am Fuße des Losers wird von Dominik Utassy auf sensationellem Niveau gekocht. Er verblüfft mit einem achtgängigen Menü von internationalem Format. Gattin Eva serviert dazu eine mehr als ebenbürtige Weinbegleitung, für ihre aufmerksam gelebte Gastgeberrolle wurde sie im aktuellen Gault&Millau-Guide mit dem Service-Award ausgezeichnet. Die Terrasse mit Blick auf den Loser ist ein Traum, wird aber ohne Weste am fortschreitenden Abend zu kühl.
Lichtersberg 85, 8992 Altaussee
Oberösterreich: Bergergut (3 Hauben)
Das Bergergut liegt in der Weltmetropole Afiesl im nördlichsten Mühlviertel, nahe der tschechischen Grenze. Von über 700 Metern Seehöhe blickt man weit ins Land hinein und genießt den Cool-Climate-Bonus der Grenzregion. Küchenchef Thomas Hofer ist ein Glücksfall für die gesamte Region, seine Gourmetmenüs (gerne mit Bierbegleitung, wir sind ja im Mühlviertel) und seine Kochkurse sind weit über die Grenzen Oberösterreichs hinaus beliebt.
Oberafiesl 7, 4170 Afiesl
Niederösterreich: Triad (3 Hauben)
Es ist ein kleines Sommerfrische-Paradies, das Veronika und Uwe Machreich in der Buckligen Welt erschaffen haben. Das Triad liegt auf rund 500 Metern Seehöhe, ist von kühlen Wäldern umgeben und bietet sogar ein Schwimmbiotop zur Erfrischung. Uwes Küche ist leidenschaftlich regional, handwerklich perfekt und punktet mit viel Raffinesse. Das Menu surprise genießt man an lauschigen Abenden im herrlichen Gastgarten. Aber auch hier: Weste nicht vergessen.
Ödhöfen 25, 2853 Bad Schönau
Wien: Pichlmaiers zum Herkner (2 Hauben)
In Wien eine kühle Location ohne Klimaanlage zu finden, ist tatsächlich herausfordernd. Erfahrene Wiener*innen wissen, dass man sich dem Wienerwald annähern muss, um zumindest ein paar Grade weniger als in der City zu haben. Die Grüne Lunge im Westen von Wien ist schließlich auch so etwas wie eine Klimaanlage für die Stadt. Pichlmaiers ist eine Gasthaus-Institution ganz am Stadtrand in Hernals, der von einer Kastanie beschattete Gastgarten ein wahrer Wohlfühlort.
Dornbacher Straße 123, 1170 Wien
Burgenland: Ratschen (3 Hauben)
Zugegeben, man braucht keine alpine Ausrüstung, um zum Restaurant Ratschen in den Weinbergen über Deutsch-Schützen zu gelangen. Dennoch ist die Aussicht in die pannonische Tiefebene genial und die Abende auf der Terrasse auch im Hochsommer herrlich angenehm. Der temperamentvolle Küchenchef Mateo Lopez sorgt nicht nur für kulinarische Höhenflüge, sondern auch für gute Stimmung bei einem Glas Wein, das natürlich von der Gastgeberfamilie Wiesler kommt.
Am Ratschen 5, 7474 Deutsch Schützen
Eigentlich wären wir die neun Bundesländer nun durch, aber Top 10-Listen sind so schön rund und diesen Tipp wollten wir Ihnen nicht vorenthalten:
Osttirol: Gannerhof (4 Hauben)
Der Gannerhof von Josef Mühlmann ist ein Aushängeschild für österreichische Kulinarik und Gastlichkeit. Und er ist ein Paradebeispiel dafür, dass erfolgreiche Gastronomie keine hohe Frequenz braucht, denn er liegt im hintersten Winkel des Villgratentals – einem der abgelegensten Täler des Landes. Der Gannerhof liegt auf rund 1.400 Metern Seehöhe und ist von tiefen Wäldern und hohen Bergen umgeben – im Winter wegen extremen Schneelagen oft tagelang nicht erreichbar. Ein Besuch bei Josef Mühlmann wird aber mit authentischer osttiroler Küche gepaart mit Spitzenkulinarik und bedingungsloser Bio-Qualität belohnt.
Gasse 93, 9932 Innervillgraten
Die Auswahl der Restaurants beruht auf persönlichen Erfahrungen und Vorlieben der Autor*innen und ist nicht wissenschaftlich fundiert der jeweils kühlste Platz der Bundesländer. Anregungen und Tipps werden aber gerne weitergegeben: redaktion@gaultmillau.at
von Derya Metzler und Bernhard Degen
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