14.11.2023

Restaurantguide 2024: Alle Hauben, alle Punkte

Alain Weissgerber ist „Koch des Jahres“, Josef Mühlmann „Gastronom des Jahres“ und es gibt gleich zwei neue Köche im Fünf-Hauben-Olymp. „Zur goldenen Birn” in Graz steigt auf Anhieb mit imponierenden vier Hauben ein.

Die besten Köche Österreichs
Die besten Köche Österreichs © Philipp Lipiarski

Das Jahr 2023 hat die österreichische Gastronomie vor beispiellose Herausforderungen gestellt. Fachkräftemangel, explodierende Preise und hohe Energiekosten zwangen viele Restaurants zum Aufgeben. Andererseits gab es auch viele erfreuliche Neuzugänge – angeführt vom Grazer Restaurant zur Goldenen Birn, das es auf Anhieb auf eindrucksvolle vier Hauben geschafft hat. Die Leistungen der heimischen Köch*innen waren im Bewertungszeitraum so überzeugend wie noch nie.

Mit dieser Ausgabe darf Gault&Millau eine noch nie dagewesene Sensation bekanntgeben. Gleich zwei Restaurants haben den Sprung auf die fünfte Haube geschafft und gehören somit zu den besten Restaurants des Landes, zur absoluten Elite. Die zwei Köche, die dahinterstehen, sind mit Andreas Döllerer und Juan Amador keine Unbekannten: Beide haben durch konsequente Weiterentwicklung einen Status der Perfektion erreicht, der seinesgleichen sucht. Und der mit nichts anderem zu bewerten ist als mit fünf Hauben.

Die beiden Starköche stehen stellvertretend für herausragende Persönlichkeiten, die dieses gastronomische Jahr geprägt haben und die mit dem Gault&Millau Restaurant-Guide 2024 eine verdiente Bühne bekommen. Den Anfang macht der „Koch des Jahres“, der nicht nur heuer wieder Akzente setzte, er ist seit Jahrzehnten ein Glücksfall für die heimische Gourmetszene.

Galerie

Koch des Jahres Alain Weissgerber
Koch des Jahres Alain Weissgerber © Philipp Lipiarski
Andreas Döllerer, Jürgen Schmücking und Juan Amador
Andreas Döllerer, Jürgen Schmücking und Juan Amador © Philipp Lipiarski
Gastronom des Jahres Josef Mühlmann
Gastronom des Jahres Josef Mühlmann © Philipp Lipiarski
Martina und Karl Hohenlohe im Interview
Martina und Karl Hohenlohe im Interview © Philipp Lipiarski

Koch des Jahres: Alain Weissgerber

Alain Weissgerber (siehe Foto oben) ist eine fixe Größe in der kulinarischen Garde des Landes. Ein Fels in der gastronomischen Brandung – und genau dafür wird er von Gault&Millau geehrt. Für seine langjährige Performance und seine Kochkunst. Weissgerber bildet den Charakter der Zeit so dermaßen akkurat in seinen Gerichten ab, wie man es sonst eigentlich nur aus der japanischen Kaiseki-Küche kennt. Die Teller sind geradlinig, aufs Wesentliche konzentriert und hochgradig präzise. Und das seit Jahren.

Patissier des Jahres: Jan Eggers

Der Chefpatissier des Restaurants „Zur goldenen Birn“ (höchster Neueinstieg mit vier Hauben) weiß ganze Menüs aus Desserts zu gestalten, ohne dass dem Gast etwas fehlt. Jan Eggers hat Harmonien ebenso im Griff wie Dissonanzen und überrascht mit jedem Gang. Einer der Hauptgründe für die Ehrung als „Patissier des Jahres“ ist außerdem, dass er Initiator und Gründer der „Kaiserschmarrn Elite“ ist, einer Patissier-Vereinigung, die sich zum Ziel gesetzt hat, gemeinsam noch besser zu werden.

Jan Eggers
Jan Eggers © Jürgen Schmücking

Barkeeperin des Jahres: Melanie Castillo

Die Gastgeberin des Barfly’s in Wien Mariahilf spielt seit vielen Jahren eine zentrale Rolle in der heimischen Barszene. Die Auszeichnung als Barkeeperin des Jahres wird ihr nicht nur deshalb zuteil, weil sie das Barfly’s nach der umfassenden Renovierung gefühlt nahtlos wieder zu einer der besten Bars des Landes gemacht hat, sondern auch deshalb, weil sie weitere Initiativen gestartet hat – einen hochprozentigen Eissalon und einen Club, der den Spirit des alten Barfly’s wieder aufleben lässt.

Melanie Castillo
Melanie Castillo © cuore-ama.at

Sommelière des Jahres: Helena Jordan

Helena Jordan hat nach prominenten Stationen in New York und in der Schweiz bewiesen, dass sie nicht nur umfassende Weinkompetenz verkörpert, sondern auch ein Restaurant leiten kann. Bei einem hochdekorierten Betrieb in Norwegen und bei Juan Amador, dem eben die fünfte Haube verliehen wird. Nun ist sie auch noch Unternehmerin, denn 2023 hat sie das Café Capra, ihre eigene Weinbar, in St. Valentin eröffnet. Das Angebot ist fernab des Mainstreams, aber immer spannend und wegweisend.

Helena Jordan
Helena Jordan © Cafe Capra / Sophie Kirchner

Newcomer des Jahres: Peter Fankhauser

Die Stationen und Lehrmeister, mit denen Peter Fankhauser arbeitete, bevor er sich mit dem Restaurant Guat’z Essen in Stumm im Zillertal seinen Traum von der Selbstständigkeit erfüllte, lesen sich wie das Who’s who der Topgastronomie. Namen wie Reinhard Gerer, Christian Petz oder Martin Sieberer spielen eine wesentliche Rolle. Dass er nun gerade im Zillertal ein rein vegetarisches Restaurant auf höchstem Niveau eröffnete, spricht für eine Persönlichkeit, die unbeirrbar ihren Weg geht.

Peter Fankhauser
Peter Fankhauser © Jürgen Schmücking

Service Award: Eva-Maria Utassy

Maître, Sommelière, Seele des Hauses: Eva-Maria Utassy schupft die Reservierungen, das Management, den Weinkeller und den Service in der Geiger Alm in Altaussee. Ihren Service zu genießen, ist eine Wohltat. Treffsichere Empfehlungen, erstaunliche Jahrgangsstufe und die Gabe, sich an die bestellten Weine beim Besuch vor drei Jahren zu erinnern, machen sie zur würdigen Empfängerin des Service Awards 2024.

Eva-Maria & Dominik Utassy
Eva-Maria & Dominik Utassy © Jürgen Schmücking

Gastronom des Jahres: Josef Mühlmann

Wenn einem die Lage keine Laufkundschaft beschert, dann braucht es umso mehr Persönlichkeit und Ideenreichtum. Der Gannerhof von Josef Mühlmann liegt im Osttiroler Villgratental, einer der entlegensten Gegenden des Landes. Der Gastronom des Jahres schafft es aber seit Jahren bravourös, einerseits im Gespräch zu bleiben und andererseits mit großartiger Küche – aktuell mit vier Hauben – zu überzeugen.

Josef Mühlmann
Josef Mühlmann © Jürgen Schmücking

Lebenswerk: Christian Wanek

Christian Wanek ist und war eine Institution. Er ist eine Legende, weil man, wenn man es einmal dorthin gebracht hat, zeitlebens eine Legende bleibt; er war eine, weil er sein Lokal verkauft hat. „Rudis Beisl“ war sein Lebenswerk. Eigentlich war er nicht zu Hause zu Hause, das Lokal war seine Heimat – und alle Gäste hat er so behandelt, als ob sie persönlich von ihm eingeladen worden wären.

Christian Wanek
Christian Wanek © Heimo Aga www.heimoaga.com

Weinkarte des Jahres: Heinz Grabmer

Ein Abend in der Waldschänke bei Grieskirchen ist ein unvergessliches Erlebnis. Dafür sorgen die Gerichte. Aber nicht nur. Es dauert nur wenige Augenblicke und man ist von der Leidenschaft Heinz Grabmers erfasst. Blitzschnell erkennt er die Vorlieben seiner Gäste und serviert den passenden Wein. Passend eben nicht nur zum Gericht, sondern auch zum Gast. In seinem Weinkeller schlummern wahre Schätze und teils spektakuläre Raritäten.

Heinz Grabmer
Heinz Grabmer © Gloria Layr

Weinkarte des Jahres mit Schwerpunkt Österreich: Hans Jörg Unterrainer

Mikroklima und Bodenbeschaffenheit waren für den ehemaligen Profisnowboarder schon immer wichtig. Auch heute begleitet den Gastgeber des Kirchenwirts in Leogang das Thema Terroir, nur hat sich die Perspektive verändert. Hans Jörg Unterrainer ist Herr über einen der spannendsten Weinkeller der Alpen, die Linie ist klassisch, die Jahrgangstiefe atemberaubend und die Zahl heimischer Raritäten umwerfend.

Hans Jörg Unterrainer
Hans Jörg Unterrainer © K1326.com HJU von Günter Standl

Wirtshaus des Jahres: Zum Reznicek

Unter Küchenchef Julian Lechner feiern unterschätzte Klassiker der Wiener Küche eine gefeierte Renaissance. Altwiener Backfleisch beispielsweise in einer Qualität und Art, die Spaß machen. Genau wie die Kalbszunge. Oder das Bries. Und weil Simon Schubert Gastgeber und Sommelier ist, machen auch die Weine Spaß. Wir finden es großartig, dass die Wiener Küche hier einen Ort gefunden hat, an dem ihre Geschichte weitererzählt wird.

Simon Schubert und Julian Lechner
Simon Schubert und Julian Lechner © Konstantin Reyer

Hotel des Jahres: MalisGarten

Zukunftsweisende Architektur und Philosophie gaben den Ausschlag für MalisGarten, um als „Hotel des Jahres 2024“ gekürt zu werden. Die einzigartige Herberge besteht ausschließlich aus heimischem Holz, es ist das erste nachhaltig gebaute und geführte 5-Sterne-Hotel Superior Österreichs. Geplant hat dieses besondere Haus der italienische Star-Architekt Matteo Thun, geführt wird es von der Familie Binder mit Liebe und Leidenschaft.

MalisGarten
MalisGarten © Zillerseasons

Ambiente Award: Café Bel Étage im Hotel Sacher

In einem derart traditionsreichen Haus wie dem Wiener Sacher sind Neugestaltungen stets Balanceakte, die mit der Historie des Hauses harmonieren müssen. Wie lohnenswert mutige Investitionen sind, beweist aber das neue Café Bel Étage, das ein überaus gelungener Ort des Wohlgefühls geworden ist. Der Spagat aus Tradition und Moderne ist hervorragend gelungen und eine unbedingte Empfehlung, insbesondere weil man seine Sacher-Torte hier viel entspannter genießen kann als im stark frequentierten Café Sacher.

Café Bel Étage
Café Bel Étage © Hotel Sacher

Die Grüne Gault&Millau Haube: Jeremias Riezler

Der Gault&Millau-Guide 2024 beinhaltet eine richtungsweisende Premiere: Erstmals wird mit der Grünen Gault&Millau-Haube ein Betrieb für nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln geehrt. Erster Empfänger dieser Auszeichnung ist Jeremias Riezler, der gemeinsam mit seiner Frau Bettina das wunderbare Hotel und Restaurant Walserstuba in Vorarlberg betreibt. Statt Steinbutt, Kaviar und Langostinos gibt es Alpenschwein, Walser Gams und Enzian. Riezler ist in seinem bio-zertifizierten Betrieb auch Botschafter alter Traditionen: Er forscht in alten Rezepten und Aufzeichnungen und bereitet weitgehend vergessene Gerichte für seine Gäste auf.

Jeremias Riezler
Jeremias Riezler © Jürgen Schmücking

Neue Haubenlokale

  • Zur Goldenen Birn, Graz (ST) – 4 Hauben (17/20)
  • Die Palette, Wien – 3 Hauben (16/20)
  • Mama Konstantina, Wien – 3 Hauben (16/20)
  • Paula, St. Wolfgang (OÖ) – 3 Hauben (16/20)
  • Gamskogelhütte Fine Dining by Stefan Lastin, Katschberg (K) – 3 Hauben (15,5/20)
  • Sonnenstüble, Hirschegg/Kleinwalsertal (V) – 3 Hauben (15,5/20)
  • Walserstube-Jägerstube, Lech am Arlberg (V) – 3 Hauben (15,5/20)
  • Atelier Freund-Schafft, Bad Häring (T) – 3 Hauben (15/20)
  • Aurea, Villach (K) – 3 Hauben (15/20)
  • Austria Stube, Obergurgl (T) – 3 Hauben (15/20)
  • Duchardt, Wien – 3 Hauben (15/20)
  • Esszimmer by Alexander Kumptner, Wien – 3 Hauben (15/20)
  • Fuxbau, Hof bei Salzburg (S) – 3 Hauben (15/20)
  • Glasswing, Wien – 3 Hauben (15/20)
  • 's Paul Restaurant, Traunkirchen (OÖ) – 3 Hauben (15/20)

Aufsteiger des Jahres

Aufwertung um 3 Punkte:

  • La Fenice, Lech am Arlberg (V) – 3 Hauben (16/20)
  • Fritz & Friedrich, Obertauern (S) – 3 Hauben (15/20)

Aufwertung um 2,5 Punkte:

  • Flos Restaurant, Zell am See (S) – 3 Hauben (15/20)

Aufwertung um 2 Punkte:

  • Beef Club, Fiss (T) – 4 Hauben (17/20)
  • Geiger Alm, Altaussee (ST) – 4 Hauben (17/20)
  • Wunderkammer, Lech am Arlberg (V) – 3 Hauben (15,5/20)
  • Das James am Golfplatz, Bad Aussee (ST) – 2 Hauben (13,5/20)

Der Gault&Millau Guide 2024 Österreich, bestehend aus Restaurant-, Hotel- und Hüttenguide ist im Paket um 45 Euro erhältlich. Der Weinguide ist separat um 14,90 Euro zu erwerben. Erhältlich im gut sortierten Buchhandel wie morawa.at


Das Gault&Millau-Team bedankt sich bei den Partnern: Alufix, Anker, cafe+co, Copenhagen Destillery, Deutsche See, Gafa, Hämmerle, Josephinenhütte, Laurent Perrier, Metro, Milford, Naber, ÖWM, Salzburger Land, Schlumberger, SO/Vienna, Vöslauer, WEIN&CO, Ziegler

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